Die Sehnsucht nach dem harten Aufprall
Nach dem Panik-Modus kommt der Katastrophenmodus. Ist die Welt scheiternsverliebt und lebensmüde?
«Scheitern, wieder scheitern, besser scheitern». Mit dieser Formel aus Becketts «Warten auf Godot» lässt sich gerade gut das geistige Klima unserer Zeit einfangen. Geht es nur mir so oder herrscht gerade eine besonders große Lust daran, der alten Welt beim Einsturz zuzusehen? In China wackelt ein großer Immobilienkonzern unter der Last von 300 Milliarden Dollar an Verbindlichkeiten, weltweit brechen Lieferketten und drohen Versorgungsengpässe, Energiepreise steigen, Black-Outs und Cyberattacken drohen, die Inflation steigt, Insolvenzen und wirtschaftlicher Niedergang könnten folgen.
Vertrauensschwund im Eiltempo
Und an der Corona-Front? Dort geht es im Eiltempo vom Impfangebot, zum Impfzwang und jetzt zu «Impfdurchbrüchen», also der Sichtbarkeit der mangelhaften Wirkung der Impfstoffe. Der Verfall der verlautbarten Effektivität der Vakzine, wie er in folgendem Video sehr treffend zusammengefasst wird, scheint den allgemeinen Verfall vieler Lösungsvorschläge und des Vertrauens allgemein widerzuspiegeln.
Zwischen dem Hochjubeln von Patentlösungen für alles und dem Realitätstest liegen oft nur noch wenige Wochen. Wir betreten gerade «Fuckup-Territory». Und am schlimmsten daran: Allen scheint es egal zu sein.
In normalen Zeiten könnte man eine psychologische Erklärung dafür anführen. Der kanadische Essayist John Ralston Saul hat die Wettbewerbsgesellschaft, in der wir leben, einmal so erklärt:
«Wettbewerb setzt voraus, dass es einen Gewinner gibt, aber viele Verlierer. Sonst ist es kein Wettbewerb. Eine Wettbewerbsgesellschaft ist also vor allem eine Gesellschaft von Verlierern.»
Daraus kann man ableiten: Da sich die meisten ohnehin als Loser fühlen, empfinden sie es als Entlastung, wenn sie sich in bester Gesellschaft fühlen dürfen.
In Berlin beispielsweise ist der Loser-Status sozusagen Staatsräson und Lebensgefühl in einem. Dort bekam man zuletzt nicht mal eine Wahl hin. Potenzielle Wahlbeobachter gäbe es zwar genug, die verkaufen aber lieber Gras im Görlitzer Park. Nein, in Berlin fehlte es vielerorts am Nötigsten: an Wahlzetteln. Dafür gab es lange Schlangen an den Wahllokalen. So konnte man also den real existierende Sozialismus schon sehen, bevor ihn sich die Berlin per Wahlzettel herbeigewünscht haben. Wobei man gerade bei Wahlen in Berlin immer Stalins Diktum im Hinterkopf behalten sollte:
«Die Leute, die die Stimmen abgeben, entscheiden nichts. Die Leute, die die Stimmen zählen, entscheiden alles.»
Wir leben jedoch nicht in normalen Zeiten, sondern in Zeiten, in denen uns eine «neue Normalität» übergestülpt werden soll. Der «Great Reset», eine Agenda des Weltwirtschaftsforums, steht auch bei vielen Staatenlenkern und Globalisten ganz hoch im Kurs. Gemeint ist ein großer Umbruch oder Neustart. Einfach mal alles auf Null und dann neu und besser aufbauen.
Systemwechsel und Umbau der Welt nach dem Vorbild der Wassermelone: Außen klima-grün, innen sozialistenrot und ein paar totalitär-braune Kerne dürfen auch nicht fehlen. Den Agendatreibern kommen Chaos und Dysfunktionalität dabei gerade recht. Je mehr man vom Scheitern der Politik, der Wissenschaft, der Medien, der Wirtschaft sieht, desto besser für sie. Denn erst im Klima von Angst und Unordnung wächst «die Masse» heran, wie Gustave Le Bon den Mob nannte, der sich zur Lösung der Probleme dann die Führerfigur herbeiwünscht.
Was dann folgen dürfte, sieht man schon jetzt im Ansatz: Der Alltag wird noch mehr zum QR-Hindernisparcours, es gibt noch mehr Überwachung, vielleicht aber erst mal Zuckerli für gutes Verhalten und erst danach ein beinhartes Social Credit System, wie in China. Je größer der Kontrollverlust, desto größer die Sehnsucht nach dem Retter, einem neuen Tech-Diktator, einer alles überblickenden UN-Technokratengruppe als Weltregierung oder einem anderen Heilsbringer.
Masse und Macht
Über ein Kollektiv der Ängstlichen und Orientierungslosen lässt sich am leichtesten herrschen. An Technokraten und Bürokraten mangelt es der Welt zudem auch nicht, hier jedenfalls dürfte nie ein Lieferengpass bestehen. Die Gefahr eines technokratischen Globaltotalitarismus sah Hannah Arendt übrigens schon vor 70 Jahren. Unter den heutigen Mainstream-Intellektuellen sieht sie so gut wie niemand.
Die Lösung gegen Machtkonzentration ist immer die gleiche: Dezentralisierung von Macht. Wo möglich hilft Technologie dabei. Früher war es der Buchdruck, heute ist es die Blockchain. Der Einzelne muss jetzt an parallelen Strukturen bauen, sich emanzipieren und letztlich unregierbar werden, sich also gegen den Fuck-Up immunisieren. Die Stärkung des Positiven bringt dabei mehr als die Kritik am Alten. So wichtig Demonstrationen gerade sind, sei es in Bern oder in Triest: Wer ohnehin die Welt brennen sehen will und Chaos super findet, dem kommen Proteste, Streiks und Ausschreitungen gerade recht.
Braucht die Welt erst einen harten Aufprall, um aus dem Schlummertraum ihrer virtuellen Realität aufzuwachen?
Der Artikel erschien zuerst im Satiremagazin Nebelspalter.
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Halloween
Ist Halloween, ist Halloween,
in Deutschland durch die Lüfte zieh‘n
viel länger schon schaurigste Geister,
deren Geheul wird immer dreister.
Wer führt den Geisterzug denn an?
Ein Vampir mit dem Namen Spahn.
Will nicht nur deine Haut aufschlitzen,
will Gift dir in die Adern spritzen.
Heult ein Gerippe Weh und Ach,
ist's garantiert der Lauterbach.
Ist Obermeister im Erdichten
von schaurigsten Gruselgeschichten.
Lässt die Angst das Blut dir frosten,
ist schuld daran das Gespenst Drosten.
Der wird mit seinem Zaubertest
dir einreden, du hast die Pest.
Gar schaurig heult der Geisterwind,
wenn Bär und Bock vereinigt sind,
Hexe als Ökofee verkleidet
im Albtraum dir den Schlaf verleidet.
Wer schleicht des Nachts durchs Unterholz?
Es ist ein Troll, er nennt sich Scholz.
Beherrscht das Hexeneinmaleins,
gaukelt mit Geld, doch ist da keins.
Statt Bundesadler schwebt als Geier
Totenvogel FW Steinmeier.
Hörst du im Fernseh'n sein Gelaber,
gefriert das Blut dir in der Ader.
In den Medien ohne Zweifel
geistern umher rotgrüne Teufel.
Hexen von dort mit Zauberleim,
sieht man's genau, ist's Ekelschleim.
Spinnen, die Zaubernetze weben,
die Augen dir damit verkleben,
wollen nicht, dass jemand sieht,
was im Land wirklich geschieht.
Gehen damit denen zur Hand,
die Teufel malen an die Wand.
Glaubt man deren Horrorgebelle,
dann wird das Klima bald zur Hölle.
Heulen Gespenster von Rassismus,
hätten sie gern ihren Faschismus.
Ist man nicht Fan von ihrem Heulen,
schwingen sie Propagandakeulen.
Doch wenn einem besonders graut,
bekommt man eine Gruselhaut,
tönt aus dem Fernseher Gekrächze,
ist es die Bundesrautenhexe.
So ist in Deutschland jederzeit,
wo sich Gespenster machen breit,
die sich ausdenken Spleen auf Spleen,
jetzt alle Tage Halloween.
Herr Matuscheck, man kann alles was Sie schreiben auf schlechte Laune zurückführen.
"Geht es nur mir so oder herrscht gerade eine besonders grosse Lust daran, der alten Welt beim Einsturz zuzusehen?" "Große" wird mit "ß" geschrieben (zumindest in D) fiel mir als erstes bei diesem Satz auf.
Ok, Sie wollen die Leser auf Ihrem Trip mitnehmen, das ist ok.
Wenn man aber genau hinsieht, erkennt man dass Sie Blödsinn schreiben. Richtigen Blödsinn.
Haben Sie Angst vor Versorgungsengpässen? Ohhhh, der arme Milosz hat Angst vor Krampfadern in der Warteschlange!
Ist es sooo schlimm, dass in China ein Konzern zu viele Schulden hat?
usw.. pp..
Meinen Sie wirklich die Berliner, d.h. die Verantwortlichen und die Bevölkerung würden sich als "loser" sehen?
Ihre Kritik an den Zuständen ist doch banal, das pfeift jeder Spatz von jedem Dach.
Aber, Berlin sieht sich als obercool und geil und woke und so weiter. Ich teile Ihre Kritik am totalitären woke-tum, mich nerven diese Deppen, aber ich sehe kein Doomsday-Szenario.
Und dann, es musste ja kommen, das Stalin-Zitat. Echt jetzt? Ja Ja Herr Matuscheck, die Gulags in Koblenz werden nächste Woche wieder eröffnet! Wussten Sie noch nicht? Ha ha dann hab ich ja was für Sie für Ihren nächsten Essay. Bitte mit Fotos!
Kapitalismuskritik ist immer doof, hat immer etwas pubertäres, wenn es nur bei der Kritik bleibt.
Wenn Sie die 67. Version des jetzt aber nun wirklich echt echten Sozialismus weltweit aufbauen wollen, dann lassen Sie mal hören.
Es ging den Menschen dieser Welt trotz Pandemie noch nie besser als in diesem Jahrhundert, behaupte ich mal. Und, FFF und Sie haben mehr in common als Ihnen lieb ist.
Reißen Sie sich zusammen!
Zu Corona, die Pandemie is real!
Viel Scheiße wird gemacht, check!
Impfzwang ist totalitär? Stimmt, sehe ich auch so!
Aber, verdammt noch mal, wo ist Ihre Fähigkeit geblieben, das ganze mal locker auf die Verhältnisse in Deutschland und der Welt zu sehen? Tut Ihnen der Rücken weh? Dann gehen Sie mal an die frische Luft!
Alles ist schlecht, alles wird schlimmer, alle sind Verbrecher, die Welt geht unter ist mir zu blöd. Ich will heut abend Fußball sehen!