Das Virus der Konformität
Wir erleben gerade ein groß angelegtes soziales Experiment, das zu entgleiten droht. Die Glaubwürdigkeit der Politik ist das erste Opfer.
Krisen fallen nicht unbedingt vom Himmel, viele sind hausgemacht. In Sachen Corona kommt gerade schleppend eine Art Aufklärung in Gang. Hierbei stellt sich auch die Frage: Was konnte man wann wissen? Woran krankte die Reaktion der Gesellschaft auf Corona? In diesem Archiv-Text, der im Juni 2020 in der NZZ erschienen ist, habe ich thematisiert, dass wir prinzipienvergessen geworden sind. Wenn Prinzipien nur so lange gelten, wie es opportun ist, schaufelt sich die Politik das eigene Grab für ihre Glaubwürdigkeit. Eine Gesellschaft ohne Prinzipientreue ist wie ein Schiff auf hoher See ohne Kompass.
Erinnern Sie sich noch? Im April und im Mai 2020 nahmen vor allem in Deutschland Menschen an sogenannten Hygienedemos teil, um gegen per Verordnung verhängte Kontaktverbote, die Einschränkung von Grund- und Freiheitsrechten, einen nahenden Orwellschen Überwachungsstaat, die Machtkonzentration und die Untergrabung demokratischer Standards zu demonstrieren. Sie galten vielen pauschal als Hysteriker, Spinner und Verschwörungstheoretiker. Sie waren ein paar hundert, und es kam zu Platzverweisen, Festnahmen und der Feststellung von Personalien. Der Tenor: Unverantwortliche «Covidioten» torpedieren die Eindämmung des Virus und gefährden Menschenleben.
Nur gut einen Monat später gingen auf der Welt Hunderttausende auf die Straße, um dicht gedrängt ihren Unmut über rassistische Polizeigewalt zu zeigen: In Minneapolis brachten Polizisten den Schwarzen George Floyd bei einem Einsatz um. Der neue Tenor lautet hier: Wenn viele aus den vermeintlich richtigen Gründen das Falsche tun, wird es schon richtig sein. Und es geht noch weiter. Im Kielwasser von Corona folgt gerade eine Zensurwelle: Statuen von Kolonialherren und Sklavenhändlern werden gestürzt, Filme wie «Vom Winde verweht» verbannt, der «Mohrenkopf» verschwindet aus dem Sortiment schweizerischer Geschäfte.
Krisen sind immer auch Sozialexperimente: Wie schnell akzeptieren Menschen neue Normen? Wie biegsam und gehorsam sind Kollektive in Krisenzeiten? Psychologen wie Solomon Asch und Stanley Milgram haben schon vor Jahrzehnten in Experimenten gezeigt, dass Menschen weniger individuell und wertebasiert entscheiden, als sie glauben möchten. Wir beugen uns Mehrheitsmeinungen und der Autorität von Experten. Doch die Wiederholung dieses sozialen Experiments in realer Umgebung entgleitet gerade. Normen, die sich beim näheren Hinsehen als Doppelstandards entpuppen, sind ein Bumerang für den Normgeber: Dessen Autorität leidet. Ein neues soziales Experiment scheint im Gange: Wie schnell lässt sich Vertrauen in Autoritäten untergraben, und was passiert dann?
Denn gerade gibt es einen höheren Wert als Leben und Gesundheit: Tugendhaftigkeit. Das Leben der Alten und Kranken, das man doch durch Social Distancing schützen wollte, ist weltweit in Grossstädten plötzlich weniger schützenswert, wenn es darum geht, ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Der Philosoph und Autor Gunnar Kaiser hat es in einem Youtube-Video auf den Punkt gebracht: «Zehntausende Menschen konnten in Italien in den letzten Wochen nicht bei der Beerdigung ihrer Angehörigen anwesend sein, nur damit jetzt an einem einzigen Tag Hunderttausende bei einer Demo auf die Straße gehen.» Es ist ein kolossales Eigentor zugunsten der geschmähten Skeptiker, die sich fragen: Wie gefährlich ist denn dann das Virus wirklich? Gläubige, die nicht in Kultstätten durften, Schüler, die nicht in die Schule durften, freie Künstler, Unternehmer und Restaurantbesitzer, die gerade eine existenzielle Krise durchmachen, fragen sich das gerade zu Recht.
Der französische Philosoph Michel Onfray hat in seinem Buch «La théorie de la dictature» eine moderne Lesart George Orwells präsentiert. Das Diktatorische wird demnach nicht einfach von oben verhängt, sondern schleicht sich lieber auf Samtpfoten in den Maschinenraum der Gesellschaft, durch Neusprech, Neudenk und eine stückweise Neuformatierung der Gesellschaft durch Normen, die keinen Sinn ergeben. Orwell empfahl die Wahrheit als Gegenmittel: «Wenn Freiheit überhaupt etwas zählt, dann als Recht, den Menschen Dinge zu sagen, die sie nicht hören wollen.»
Hinweis: In Kürze beginne ich eine neue Serie und zwar zu dem Themen-Komplex “Bevölkerungsreduktion”, an dem ich seit mehreren Monaten arbeite. Sie können mir hierzu gerne Ihre Fragen, Bemerkungen oder Material schicken. Sie erreichen mich über kontakt@idw-europe.org oder indem Sie auf diese Mail antworten.
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Wenn aber alle, alle, alle in die falsche Richtung fahren: dann ist es sicher sehr, sehr, sehr wahrscheinlich, dass man selbst der Geisterfahrer ist.
Das Corona Virus, respektive die dazu verordneten Massnahmen, dienten schlussendlich auch zu einem willkommenen Testlauf, in wie weit sich ein Volk gängeln lässt. Wie man leider nach wie vor feststellen kann, mit einem für die Behörden nicht unerfreulichem Resultat, auf dem sich künftig weitere Bevormundungen realisieren lassen. Gespannt bin ich auf ihre hier angekündigte Serie; Bevölkerungsreduktion. Danke Herr Matuschek.