Freiheit statt Fanatismus: Vom Willen zur Wahrheit
Der faule Zauber doktrinärer Medien funktioniert nicht mehr. Fällt jetzt deren kulturelle Hegemonie?
Medienschaffende sind die Magier von heute. In kaum einer anderen Branche, außer vielleicht dem Zentralbanksystem, lassen sich Dinge aus dem Nichts zaubern, die dann zur Realität erklärt werden. Als Napoleon III. einmal einen Aufstand von afrikanischen Zauberern niederschlagen musste, schickt er in weiser Voraussicht keine Soldaten, sondern den besten französischen Zauberer, um die Marabouts zu beeindrucken. Es gelang: Der bessere Zauberer gewann letztlich die Vorherrschaft zurück. Der deutsche Soziologe Helmut Schelsky hat den Meinungs- und Stimmungsjournalismus des „Spiegel“ schon in den 70er Jahren heftig kritisiert, die schreibende Priesterkaste sei vom Klerus alter Prägung kaum zu unterscheiden. Fast 50 Jahre später sind wir kaum weiter. Die Priester des heutigen Journalismus sind allerdings von der Amtskirche zu einer obskuren Informationssekte geworden, die regierungsnahe Mantras vor sich hinmurmelt, während sie mit dem Hintern zum Publikum predigt.
Moralismus ist billig aber brüchig
Es gibt verschiedene Grundsteine, auf denen Macht aufbauen kann: Geld, Gewalt, Beziehungen sind eine Möglichkeit, Moral eine andere. Moral ist äußerst billig herzustellen, allerdings auch ein sehr brüchiger Baustoff.
Die auf Moral basierende Macht ist stets eine auf Vertrauensbasis verliehene. Denn wer oder was moralisch ist, ist Gegenstand öffentlicher Erörterung und Urteilsbildung. Wenn das Bild der Tugendhaftigkeit Risse bekommt, brechen Moralisten deshalb sehr schnell durch den eigenen morschen doppelten Boden. Es braucht lange, bis man eine moralische Reiseflughöhe erreicht, doch es genügt nur ein Moment der Wahrheit, um alles Aufgebaute zu pulverisieren. Das gilt für die katholische Kirche und ihre quälend lange Aufarbeitung von Missbrauchsfällen ebenso wie für die moderne Priesterschaft der Massenmedien. Den Predigern laufen die enttäuschten Gläubigen in Scharen davon.
Doch von welcher Moderne sprechen wir überhaupt? Die Moderne von heute ist tatsächlich gerne vorsintflutlich, mittelalterlich, inquisitorisch, teils barbarisch, nur mit softer wirkenden, den Zweck heiligenden, Mitteln. Die Guillotine von damals ist die Cancel Culture von heute. Kardinal Richelieu steht dem inquisitorischen Arm des Journalismus bis heute mit dem Satz Pate: „Man gebe mir sechs Zeilen, geschrieben von dem redlichsten Menschen, und ich werde darin etwas finden, um ihn aufhängen zu lassen.“ Besonders störend sind für doktrinäre Fanatiker immer diejenigen, welche den Fanatismus ablehnen. „Mögen wir Recht haben, auch wenn darüber die Welt untergeht“, ist der altbewährte Zauberspruch von Gesellschaftsklempnern und Medienzauberern. Wer sklavisch einer Ideologie dient, muss zugleich einen Feldzug gegen die Realität führen. Aus doktrinärem Eifer wird daher nicht selten Verfolgung. „Die Republik braucht keine Gelehrten – la République n`a pas besoin de savants“, war auch ein Wahlspruch der französischen Revolution. Daraufhin rollte Antoine de Lavoisiers Kopf. Er war der Vater der modernen Chemie.
Wer nicht aus Wissen klug werden darf, muss aus Schaden lernen
Doktrinäre Gesellschaften ziehen sich zwangsläufig auf eine niedrigere Entwicklungsstufe zurück, denn sie hören auf zu lernen, und damit, besser mit der Realität umzugehen. Wer den Lernprozess unterbindet, der aus einer kontroversen Debatte erwachsen soll, der sagt zugleich: Möget ihr aus der Erfahrung und ihren negativen Konsequenzen lernen. Die immerzu Recht habende Doktrin lebt so als Untote im Gebälk der Gesellschaft und rekrutiert ihre Anhänger besonders gerne unter Gläubigen, arbeitslosen Geisteswissenschaftlern oder unterbezahlten Journalisten. Hinter jeder verhinderten Debatte, hinter jedem zensierten Buch, jedem gelöschten Posting auf Facebook steckt am Ende ein Mechanismus: Wer nicht aus Wissen klug werden darf, muss aus Schaden lernen. Eine Gesellschaft, die sich auf diesen Prozess einlässt, begibt sich auf einen sicheren Abstiegskurs. Doch nur sie kann sich die Herrschaft über die Wahrheit, und damit die Realität, zurückgewinnen. Das Recht, informiert zu werden, ist Voraussetzung für den Weg des Fortschritts.
Gerade merken wir: Der faule Zauber der Medien hat sich abgenutzt. Die kulturelle Hegemonie bröckelt und bricht. Die Tricks sind so abgedroschen, dass die Zauberer immer lächerlicher dastehen. Die vierte und fünfte Impfung wollte trotz massiver Medienwerbung kaum mehr jemand haben. Je höher der Priester desto tiefer sein Fall, das erleben wir gerade beim Schweizer Onlinemagazin „Republik“, das mit maximalen Versprechungen zur Rettung der Demokratie startete und derzeit an der Klippe der eigenen fehlenden Maßstäbe zerschellt: Steuerhinterziehung, Orgachaos, Vorwürfe sexuellen Missbrauchs beim Star-Reporter des Hauses. Die „MeToo“-sensibilisierte Magazinleitung wollte von etwas nichts mitbekommen haben, was unter der Hand offenbar jeder wusste.
Die Kampagne im Fall Aiwanger geriet nun für die Süddeutsche Zeitung zum Bumerang. Es ist schon amüsant, wie die Grossinquisitoren und Kleinstdenunzianten loszogen, um aus schlechten Gymnasiasten-Scherzen vor fast 40 Jahren einen Nazi-Vorwurf zu stricken. Bei sich selbst sind diese Journalisten übrigens weitaus kulanter. Die Süddeutsche Zeitung wurde von glühenden NS-Verehrern und Antisemiten mitbegründet und geleitet. Die Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen war anfangs keine Priorität, die Aufarbeitung der eigenen Zeitungsgeschichte lange Zeit auch nicht. Blinde Flecken plus Überkompensation gleich Selbstdemontage, so lautet die Formel des eigenen Ruins.
Der Kampf um die kulturelle Hegemonie ist auch immer ein Kampf um die Deutung der Realität. Das beginnt schon beim Wahrheitsbegriff selbst. Für die absteigenden Leitmedien scheint der Wahrheitsbegriff eine Mischung aus Vulgärhegelianismus und Heuchel-Pragmatismus zu sein. Für Hegel war Wahrheit nicht die Übereinstimmung mit Tatsachen, sondern mit Anschauungen. Für den Pragmatismus ist Wahrheit das, was angenehme Folgen verspricht. Aus der Schnittmenge beider Anschauungen entsteht der Stoff, mit dem man auch Sekten oder mafiöse Vereinigungen zusammenhalten kann. Doch Realität ist das was unabhängig davon übrig bleibt, was man will oder herbeisehnt. Diesen Kampf um die Realität kann nur der Einzelne selbst führen, niemand nimmt der Gesellschaft diese Arbeit ab. Ob die Menschheit sich auf eine höhere oder niedrigere Entwicklungsstufe begibt, hängt von ihrer Fähigkeit ab, Wahrheit und Lüge unterscheiden zu lernen, falsche Moralisten zu demaskieren und sich der Realität zuzuwenden, selbst wenn diese hässlich und abstossend ist, statt den Sirenenklängen der Propaganda zu verfallen.
Wahrheit ist der Stoff, aus dem Friede und Freiheit gemacht sind. Die Lüge führt in Kriege und Knechtschaft.
Dieser Text erschien auch in der Weltwoche.
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Edward Snowden hat einmal eine Präsentationsfolie einer Informationsabteilung (JTRIG) geleakt, die
unsere Qualitätsmedien beschickt. Ihre Arbeit wird mit 4 „D’s“ zusammenfasst: „The 4 D’s: Deny / Disrupt / Degrade / Deceive“ – auf deutsch: „Verleumden / Spalten / Erniedrigen / Irreführen“ . Das Trainingsprogramm dieser staatlichen Behörde nennt sich übrigens „The Art of Deception“ – „Die Kunst des Hintergehens/Betrügens“ (Quelle: https://theintercept.com/2014/02/24/jtrig-manipulation/)
Wie effektiv die "4 D's" eingesetzt wurden, konnte man nicht zuletzt in Sachen Corona und Ukraine sehen: Die Wahrheit wurde kategorisch ignoriert und stattdessen eine Pseudorealität installiert, die dann von fast allen Politikern, Promis und Journalisten nachgeplappert wird.
Um Lügen in solch globalem Maßstab möglich zu machen, brauchte es bisher gewaltige personelle Ressourcen. Der amerikanische Geheimdienst beschäftigt z.B. laut offiziellen Quellen 27.000 „PR-Berater“ (Quelle: Tagesanzeiger), das sind Informationskriegs-Profis, die auf Steuerkosten die öffentliche Meinung manipulieren und dafür sorgen, dass unerwünschte Berichte und Personen von der Bildfläche der Schrumpfkopfpresse verschwinden. Tom Curley, dem Chef der größten amerikanischen Nachrichtenagentur AP, beschrieb den Druck des US-Verteidigungsministeriums auf seine Berichterstatter schon 2009 als „unerträglich“. Hohe Generäle hätten gedroht, dass man die AP und ihn ruinieren werde, falls Reporter weiterhin auf ihren journalistischen Prinzipien beharren würden. Laut Aussage von Curley befindet sich eine für den Informationskrieg zuständige Dienststelle namens «Joint Hometown News Service» auf einem früheren Luftwaffen-Stützpunkt in San Antonio, Texas. Dort würden Wort- oder Bildberichte produziert, die man unter falscher Quellenangabe den Medien zuspielt.
Angesichts der immer absurder und suizidaler werdenden Lügen ist das Risiko, dass bei Personen innerhalb dieser informellen Schattenarmee , ebenso wie auch unter den tumben Leitmedienjournalisten, womöglich das Gewissen erwacht und sie das Lügengebäude zum Einsturz bringen. Kein Wunder also, dass die Begehrlichkeiten und Milliardenetats der Regierungen und Geheimdienste derzeit ganz in Richtung künstlicher Intelligenz gehen, der man diese Drecksarbeit übertragen möchte.
Wie auch immer. Der Turmbau zu Babel 4.0 wird trotzdem scheitern. Denn man kann nicht weichen Kuhdung 100 Meter hoch stapeln. Das Ding ist dazu verurteilt, zusammenzusacken. Der Kollateralschaden wird allerdings gewaltig sein.
Chapeau Herr Matuschek!
Genauso so ist es! Ich empfinde es exakt genauso, hätte es aber nie geschafft, es so gut in Worte zu fassen.
Während der Coronazeit, und auch jetzt noch, fühle ich mich oft wie ins Mittelalter versetzt. Wo Ketzer gejagt & Hexen verbrannt werden, und man den Unsinn nachplappert den der Priester ( heutezutage TV und Politiker) von sich gibt.
Warum soviele der Hetze und Propaganda anheimfielen, verstehe ich aber immer noch nicht wirklich.
Unfassbar.
Durch Schaden klug, wurden nur die mit selbsterlittenen Impfschäden. Alle anderen ignorieren diese weiterhin.