Kriege des Kapitalismus
Die geleakten Signal-Chats sind ein seltenes Dokument schonungsloser Realpolitik in Sachen Krieg.
Krieg ist eine Gaunerei – “War is a Racket”. So heißt ein berühmtes Anti-Kriegs Manifest von Smedley D. Butler, einem Generalmajor der US-Marines von 1935. Am Ende blieb die Erkenntnis: Man kämpfte gar nicht so sehr für Volk, Vaterland, eine noble Sache oder den Frieden. Sondern für Interessen von Familien und Firmen, als Söldner eines Syndikats oder Krieger für den Kapitalismus. Krieg als stellvertretende Gang-Schlägerei über unbeteiligte, aber leidende Dritte.
Die kürzlich geleakten Signal-Chats aus der obersten US-Kommandozentrale zeigen ein seltenes Blick Realpolitik. Man kann sie lesen wie ein Theaterstück mit verteilten Rollen. Sollen wir Krieg führen, ist gar nicht mehr die Frage, sondern wann. Die Gründe sind taktisch, die Kosten plant man den Europäern aufzuerlegen. Auch ein Business-Modell. Man nennt es wohl: Kriegerische Geschäftsführung ohne Auftrag.
Hier die Signal-Chats in deutscher Übersetzung (Quelle: X/@krassenstein):
Houthi PC Small Group – Interne Kommunikation
---
Michael Waltz:
„Team – wir gründen eine Prinzipiengruppe zur Koordination bezüglich der Houthis, insbesondere für die nächsten 72 Stunden. Mein Stellvertreter Alex Wong stellt ein 'Tiger-Team' auf der Ebene der Stellvertreter / Agenturchefs zusammen, das an die Sitzung im Situation Room heute Morgen anknüpft. Die Aktionspunkte werden heute Abend versendet.“
„Bitte nennt uns die besten Ansprechpartner eures Teams, mit denen wir in den nächsten Tagen und über das Wochenende hinweg koordinieren können. Danke!“
Antworten:
- MAR: Mike Needham für das Außenministerium
- JD Vance: Andy Baker für den Vizepräsidenten
- TG: Joe Kent für den Geheimdienst (DNI)
- Scott B: Dan Katz für das Finanzministerium
- Pete Hegseth: Dan Caldwell für das Verteidigungsministerium
- Brian: Brian McCormack für den Nationalen Sicherheitsrat
---
Michael Waltz:
„Team, ihr solltet heute Morgen eine Zusammenfassung mit Aufgaben entsprechend der Anweisung des Präsidenten in euren High-Side-Posteingängen erhalten haben.
Außen- und Verteidigungsministerium: Wir haben eine Liste empfohlener Benachrichtigungen für regionale Verbündete und Partner ausgearbeitet.
Der Generalstab sendet heute Vormittag eine spezifischere Abfolge von Ereignissen, und wir arbeiten mit dem DoD zusammen, um sicherzustellen, dass COS, OVP und POTUS informiert sind.“
(08:05 Uhr)
JD Vance:
„Team, ich bin heute unterwegs auf einer Wirtschaftskonferenz in Michigan. Aber ich glaube, wir machen einen Fehler.
Nur 3 % des US-Handels läuft durch den Suezkanal – aber 40 % des europäischen Handels. Es besteht das reale Risiko, dass die Öffentlichkeit das nicht versteht oder nicht nachvollziehen kann, warum es notwendig ist.
Der wichtigste Grund, dies zu tun, ist laut POTUS, ein Zeichen zu setzen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob dem Präsidenten klar ist, wie inkonsistent das mit seiner Botschaft gegenüber Europa ist. Außerdem besteht das Risiko eines moderaten bis starken Anstiegs der Ölpreise.
Ich bin bereit, dem Konsens des Teams zu folgen und meine Bedenken für mich zu behalten. Aber es spricht viel dafür, das Ganze um einen Monat zu verschieben und in der Zwischenzeit das Messaging vorzubereiten.“
(08:16 Uhr)
---
Joe Kent:
„Es gibt keinen drängenden zeitlichen Faktor. In einem Monat haben wir dieselben Optionen.
Die Israelis werden wahrscheinlich Angriffe durchführen und uns dann um Nachschub bitten für das, was sie gegen die Houthis einsetzen – aber das ist eher zweitrangig.
Ich sende dir die unklassifizierten Daten zu BAM-Schifffahrt.“
(08:22 Uhr)
John Ratcliffe (CIA):
„Aus Sicht der CIA mobilisieren wir jetzt schon Mittel zur Unterstützung, aber eine Verzögerung würde uns nicht negativ beeinflussen. Wir könnten die zusätzliche Zeit nutzen, um bessere Ausgangspunkte für die Überwachung der Houthi-Führung zu finden.“
(08:26 Uhr)
---
Pete Hegseth:
„VP: Ich verstehe deine Bedenken und unterstütze voll, dass du sie gegenüber POTUS ansprichst.
Die meisten relevanten Faktoren sind unklar, wie sie sich entwickeln (Wirtschaft, Ukraine-Frieden, Gaza, etc.). Das Messaging wird auf jeden Fall schwierig – niemand weiß, wer die Houthis sind – deshalb sollten wir uns auf zwei Punkte konzentrieren:
1. Biden hat versagt
2. Iran finanziert
Mit einem 7-tägigen kostenlosen Probeabonnement weiterlesen
Abonnieren Sie Freischwebende Intelligenz , um diesen Post weiterzulesen und Sie erhalten 7 Tage kostenlosen Zugang zum gesamten Post-Archiv.