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Avatar von Sandra Mannstadt

"Husch, husch in den Schoss von Mutti" trifft es gut - wir erleben die massenhafte Infantilisierung der Menschen, deren Stresserleben unseres (das der Kritiker) noch bei weiterm übertrifft, weshalb sie in einen Kindmodus regredieren (schematherapeutisch gesprochen). Da dieser Stress uneingestanden ist, ist ihnen im Moment leider auch psychotherapeutisch nicht zu helfen - so lange sie im Kindmodus bleiben, sind sie allerdings teils gefährlich, da sich kindliche Wut, kindlicher Trotz und kindliche Unvernunft leider gegen die wenigen resilienten Vernunftbegabten richten. Im Kindmodus ist man auch nur wenig fähig zur Metakognition (über sich selbst nachdenken), zur Perspektivenübernahme (über andere nachdenken), zum Abschätzen von Konsequenzen (was das alles für Auswirkungen haben wird), zum komplexen und multifaktoriellen Denken (wie wir verschiedene Faktoren, bspw. Wirkungen und Nebenwirkungen der Massnahmen, wahrnehmen und gewichten sollten), und auch Empathie und Fürsorge gehen verlustig zu Gunsten einer kindlich-egozentrischen Einschränkung der Perspektive auf die eigenen Probleme und Bedürfnisse. Wir Kritiker bleiben hingegen mehrheitlich, erstaunlicherweise, in einem Zustand, den Schematherapeuten den "gesunden Erwachsenen-Modus" nennen: Wir behalten den Überblick, wir versuchen logisch zu denken und die Faktenlage vollumfänglich wahrzunehmen, und vor allem: wir versuchen unserem Gegenüber weiterhin verständnisvoll und fürsorglich gegenüberzustehen und bieten immer wieder den Dialog an - und dies, obwohl uns die Infantilisierten, mit Verlaub, immer wieder ans Bein pissen. Tja, was soll man noch machen. Hoffnung gibt mir der Gedanken, dass es "das Böse" nach meiner festen Überzeugung und meiner Erfahrung als Psychotherapeutin nicht gibt. "Das Böse" im Menschen ist immer nur die Abwesenheit des Lichts (weltlicher ausgedrückt: Menschen unter emotionalem Stress regredieren wie beschrieben in primitivere, kindlichere Modi, wo sie dann zu höheren menschlichen Werten wie Empathie und Fürsorge kaum mehr fähig sind - es fehlen ihnen schlicht die Ressourcen, da der eigene emotionale Schmerz behoben werden will und sich als dringliches Anliegen in den Vordergrund der Psyche schiebt; wenn der Schmerz dann noch abgespalten oder geleugnet wird, bleiben diese Menschen leider stecken und finden aus dem dysfunktionalen Modus nicht wieder hinaus). Aber die Abwesenheit von etwas, letztlich die Abwesenheit von Liebe, ist keine Entität, keine Bedrohung, die es aktiv zu bekämpfen gilt. Vielmehr sollten wir uns, wie schon vielfach erkannt, auf diese Abwesenheit von Liebe, diese Leere, konzentrieren, und sie füllen. Nehmt sie ernst, die Kindgewordenen, auch wenn sie gerade ausser Rand und Band sind - sie können es im Moment nicht besser. Wenn wir sie beschützen, schützen wir die Menschheitsfamilie.

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Avatar von Doris

Die Mär von der "Verschwörungstheorie" hat offenbar den Geist selbst der "Intellektuellen" so vernebelt, dass sie die darin enthaltenen Denkverbote als solche nicht wahrhaben wollen. Es widerstrebt ihnen, die allzu liebgewordene Verlässlichkeit und Ordnung unseres Systems komplett in Frage zu stellen. Die Maßnahmen erscheinen ihnen wissenschaftlich- rational ausreichend begründet und nachvollziehbar, warum sollten sie also Zweifel hegen? Wegen ihrer Verhältnismäßigkeit etwa, einem rein quantitativen, aber nicht qualitativen Aspekt? Viel hilft viel, basta!

Vor allem Menschen, die selbst weder Kinder, noch Enkelkinder haben, noch in ihrer Existenz bedroht sind, noch von Einsamkeit oder Depression geplagt, empfinden die aktuelle Situation zwar mehr oder weniger als lästig, aber verkraftbar.

Wem nicht gleich zu Beginn der Krise intuitiv Zweifel und Bedenken an der einpeitschenden Verkündungsrhetorik der Medien kamen, als uns rein kumulative und absolute Zahlen serviert wurden, der hat offenbar auch später nichts begriffen oder begreifen wollen. Auch nicht, als Schwedens alternativer Weg aufhorchen ließ. Leider erschöpft sich dessen soziale Solidarität und Kompetenz im Einhalten der "AHA"-Regeln, statt sich ernsthaft Gedanken um die gesellschaftlichen Auswirkungen für die weniger Privilegierten und für die Kinder zu machen; die zynisch so genannten "Kollateralschäden" eben.

Solidarisch- moralische Betroffenheit würde aber heißen, von seinem hohen Ross herabzusteigen und kritische Fragen zu stellen, die den Fragenden jedoch sofort zum Opfer etablierter Verachtung werden lassen, zum "Eckensteher" und Ausgeschlossenen.

Solange man diesen ganzen Alptraum in seiner Eigenheimidylle jedoch weitestgehend ausblenden kann, "Augen zu und durch", bis er eben aufhört und man wieder reisen kann.....

Eine überheblich- privilegierte Verdrängung eben; Gewissensbisse fehl am Platz!

Danke Ihnen Herr Matuschek und auch Herrn Gunnar Kaiser für Ihre philosophische Unterstützung meiner rebellischen Grundhaltung, auch in diesen schwierigen Zeiten!

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