Freischwebende Intelligenz

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Lieber hochschwanger – als niederträchtig

Hilfe: Sterben wir aus? Ein Plädoyer fürs Kinderkriegen.

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Milosz Matuschek
Nov. 17, 2025
∙ Bezahlt
Nicht denken, machen! (Bild: Netzfund)

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Es gibt kaum eine Statistik, die so viel über die Vitalität einer Gesellschaft aussagt wie die Geburtenrate. Ich mache es kurz: Sie ist ein Desaster. Historische Tiefstände wohin man blickt: Deutschland, Frankreich, Italien, Korea, die Schweiz – wir steuern auf die demografische Selbstauflösung zu, und niemanden scheint es groß zu kümmern.

Ich erspare Ihnen die Details, denn es ist auch egal, ob es nun in dem einen Land 1.3, 1.4 oder 1.5 Kinder pro Frau sind. Es bräuchte drei Kinder pro Frau um überhaupt wieder auf das Niveau gesellschaftlicher Selbsterhaltung zu kommen. Fakt ist – der Film Idiocracy von 2006 lässt grüßen – die Welt geht gerade nicht daran zu Grunde, weil einige zu blöd zum Verhüten sind, sondern weil sehr viel mehr offenbar zu “schlau” sind, um Kinder zu bekommen.

Emmanuel Todd hat einst mit der Geburtenrate den Untergang der Sowjetunion vorausgesagt. Heute sagt er den Untergang des Westens voraus. Wird er wieder recht behalten?

Die Frage, woran das liegt, wird gerade häufiger gestellt und sehr unterschiedlich beantwortet. Sie ist tatsächlich nicht trivial. Ich kann den Geburtenrückgang an der eigenen Familiengeschichte nachzeichnen, ohne hier werten zu wollen: Meine Großmutter, die letztes Jahr mit Mitte 90 verstorben ist, stammte aus einer Familie mit zehn Kindern. Sie selbst brachte kurz nach dem Krieg fünf Kinder zur Welt – zusammen mit einem kriegsversehrten Mann, der mit nur einem Auge und einer Hand aus dem Krieg wiederkehrte (als Schlesier von der Wehrmacht zwangsrekrutiert). Von diesen fünf Kindern bekamen alle dann noch eher zwei als drei. Von deren Nachkommen, ich bin einer davon, sind es dann eher ein bis zwei (work in progress). Man kann also sagen, dass sich die Kinderzahl von Generation zu Generation quasi halbiert hat.

Es muss an den Krisen liegen, hören wir heute: Ukraine, Klima, Kriege, ökonomische Unsicherheit. Wie bitte? Mehr Krise als nach dem Zweiten Weltkrieg in Schlesien bei Oma Matuschek?

Es gibt viele Gründe für den Rückgang der Geburten. Die Fertilitätskrise ist auch eine Krise des gekippten Fortschritts. Die Spermienanzahl bei Männern ist seit den siebziger Jahren um die Hälfte gesunken: Mikroplastik, Weichmacher, Schwermetalle und noch einiges mehr haben für einen endokrinen Spermiensturz gesorgt. Sicher gibt es heute mehr Selbstbestimmung in der Familienplanung und irgendwann kam der Pillenknick, von dem alle sprachen. Doch es gibt auch seit 2022 den Corona-Knick, von dem irgendwie (fast) niemand sprechen will.

Es ist so wahr, wie es falsch ist: Nie war es einfacher als heute, Kinder zu kriegen – und doch scheint es nie schwerer gewesen zu sein. Früher hatte man nichts, dafür viele Geschwister. Heute haben wir alles und bleiben vereinzelt. Doch stimmt das überhaupt? Krisen gab es immer. In den Weltkriegen, zwischen den Weltkriegen, nach den Weltkriegen wurden Kinder geboren: Mal in Armut, mal in Wohlstand, mal in Krisen, mal in Friedenszeiten.

Unsere Krisen oder Kriege sind heute anders, oft unsichtbar, aber trotzdem da – beginnend auf geistiger Ebene, mit Manipulation und Propaganda aus allen Richtungen. China hatte einst die Ein-Kind-Politik und fährt jetzt auf eine Drei-Kind-Politik hoch. Wir hatten einmal im Schnitt drei Kinder und sind ganz ohne Erlasse, Repression und Strafen bei der Ein-Kind-Politik gelandet. China ist auf der Siegerstraße – nützliche Idioten unter Politikern und Publizisten im Westen bereiten den Siegern den Weg – während der Westen sich in eine suizidale Spirale begibt. Das ist die Macht der Propaganda. So gewinnt man Vorherrschaft über Hunderte von Jahren. Die Opium-Kriege von damals kommen als Meth-, Fentanyl und Crackkrise zu uns zurück. Der Rest dreht sich auf Tiktok um sich selbst.

Es ist so bezeichnend wie interessant: Heute wissen wir scheinbar alles. Doch die Frage, warum und wann Leben entsteht, ist zum ungelösten Rätsel unserer Zeit geworden. Fest steht: Es wurde bisher noch kein Mittel gegen den Kinderschwund gefunden. Keine Förderung, kein Anreiz, keine Steuererleichterung, keine kostenlosen Kita-Plätze.

Das wiederum sollte uns ebenso zu denken geben wie der höchstpersönliche Umstand, dass jeder und jede zur Elternschaft berufen ist, diese aber von immer weniger Menschen tatsächlich vorgelebt wird – und man sie nirgendwo, außer am eigenen Leib als Kind “erlernt”. Regretting Parenthood, Antikindpropaganda auf der einen Seite, “Tradwife-Trend” und Pronatalisten auf der anderen. Auch Elternschaft, diese höchstpersönliche, manchmal unbewusste Entscheidung, ist zur kulturellen Kampfzone geworden.

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Vielleicht braucht es statt “Extinction Rebellion” zur Abwechslung mal ein bisschen “Instinctive Revolution”. Im Wort „Revolution“ steckt Evolution, also Weiterentwicklung. „Re“ ist die Wiederholung dieser Weiterentwicklung: dieses kraftvolle Spiel des Lebens. Es muss irgendwie weitergehen. Sonst haben wir alle verloren und wachen in einer seltsamen Tech-Dystopie auf, wo blasse, zweihundertjährige, topfitte Longevityzombies in verwaisten Cybercafés in Dubai ihren Amino-Matcha-Latte schlürfen, auf ihrer Dating-App mit der neuesten KI-Freundin chatten, während ihre gemieteten Hologrammfreunde am Nebentisch sich per Drohne die Long-Life-Pizza bestellen.

Beim Thema Elternschaft geht es immer um dasselbe: “Wir brauchen, wir sollen. Macht mal endlich!” Dabei gibt es, glaube ich, keinen echten rationalen Grund für Elternschaft. Und genau deshalb dreht sich das Elternthema seit Jahrzehnten im Kreis – es ist der Teufelskreis der materialistisch-rationalen Welt.

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