Klassentreffen der Geronto-Technokraten: Der Anfang vom Ende des WEF
Der Davoser Elitenzirkus verstört die Weltöffentlichkeit mit bizarren Kontrollfantasien und gehört auf den Schrottplatz der Geschichte.
Kennen Sie Bullshit-Bingo? Bei diesem Spiel gewinnt, wer am meisten Floskeln und Schlagwörter in wenige Sätze packen kann, auf dass es tragend und gut klingt, obwohl es weitgehend inhaltsleer ist. Das WEF ist die elitärste Bullshit-Bingo-Veranstaltung der Welt. Beim jährlichen Treffen der 1000 größten Unternehmen mit Politikern geht es primär darum, durch Wiedergabe von WEF-Textbausteinen möglichst nah an die gefälligen Agendaziele heranzukommen, ohne dass die Anbiederung zu offensichtlich wird. Wer sich hier besonders beflissen hervortut, darf damit rechnen erneut eingeladen zu werden.
Weltgrößte Messe des Lobbyismus
Das Vokabular des WEF strotz vor alarmierenden Konzepten, die bisher in der Öffentlichkeit und den Medien nur mit der Zange angefasst wurden: Es geht um den „Great Reset“, den Umbau der Welt („build back better“), die Verschmelzung von Mensch und Maschine, um Kontrolle der freien Rede, Ökoplanwirtschaft, digitales Zentralbank-Geld, digitale Identitätslösungen und darum, wie man als besitzloser und gläserner Bürger der Zukunft glücklich wird, während man sich den Insektenburger schmecken lässt. Das WEF produziert seit Jahrzehnten Begriffswolken, die Anlass für massives Stirnrunzeln geben, wird aber gerne im Mainstream als unverbindliche Spassveranstaltung und eitler Elitenkarneval dargestellt. Die Medien spielen ihr eigenes Bullshit-Bingo der Verdrängungs- und Themenvermeidungsfloskeln. Das ändert sich neuerdings massiv dank vieler freier Medien, die kritisch über das WEF berichtigen. Der Elitenzirkus von Klaus Schwab ist in der Defensive und kämpft mit einem massiven Imageproblem.
Dieses kommt nicht von ungefähr und ist weitgehend hausgemacht, durch eine Mischung aus Intransparenz und grotesken Ideen. Ein Vordenker des WEF ist der israelische Historiker und Bestsellerautor Yuval Noah Harari. Er beschäftigt sich mit der in seinen Augen wichtigsten Frage des 21. Jahrhunderts: Was soll bloß mit all den „nutzlosen“ Menschen auf der Welt geschehen?
Das Thema Überbevölkerung ist seit Beginn in die DNA des WEF und anderer Elitezirkel eingewoben. Das Menschenbild des WEF ist dabei nicht weit von den Vorstellungen entfernt, die ein Hirte von seiner Tierherde hat. Der Mensch der Zukunft rangiert irgendwo zwischen einem digitalen Nutztier und Trainer seiner KI, die ihn kontrolliert und überwacht. Harari sieht als Beschäftigung für unnütze Esser und menschliche Co-2-Schleudern vor allem eines: Drogenkonsum und Videospiele. Das Kalkül des WEF scheint zu sein: Wenn man nur genug selbst ernannte Eliten zusammenbringt, die derartige Ideen weniger grotesk aussehen lassen, lässt sich selbst frankensteinsche Science-Fiction als Wohltätigkeit für die Welt umlackieren.
Das World Economic Forum ist schon dem Namen nach eine Mogelpackung. Es ist kein Forum. Auf einem Forum wird gestritten und diskutiert, statt den inzestuös vor sich hinwabernden Begriffsbrei noch ein weiteres Mal umzurühren. Im Kern ist das WEF die weltgrößte Messe des Lobbyismus. Das Geschäftsmodell lautet „networking as a service“ und Klaus Schwab, ein in Kissingers CIA-finanziertem Harvard-Seminar geformter Ökonom und Sozialingenieur, ist der Impresario. Das WEF verkauft seinen Mitgliedern schlicht den Zugang zu Politikern. Der engste Kreis der Unternehmen, welche die Initiativen des WEF mitgestalten, zahlt dafür zwischen einer Viertelmillion und einer halben Million Dollar. Das ist viel Geld für eine angeblich reine „Spassveranstaltung“, vor allem, wenn man dafür einer Rede von Olaf Scholz lauschen muss.
Wo bleibt die öffentliche Auseinandersetzung?
Da sich derartiger Zugang zur Politik jedoch zu lohnen scheint, stellt sich unweigerlich die Demokratie-Gretchenfrage: Wem fühlen sich die Politiker letztlich verpflichtet? Dem Wähler oder den Meistbietenden?
Es braucht nicht viel an investigativem Eifer, um einen Gleichlauf von WEF-Konzepten, Gesetzesvorlagen und Politikerkarrieren zu erkennen, bestes aktuelles Beispiel ist die „Digitale Identität“. Unter welcher Definition von Demokratie ist diese Gemengelage nicht von größtem öffentlichen Interesse? Damit Politiker nicht allzu begriffsstutzig gegenüber den Geschäftsideen der WEF-Unternehmen auftreten, liefert Schwab mit seinem „Young Global Leaders“-Programm den Politiker-Nachwuchs der WEF-Hausmarke gleich mit: „Wir infiltrieren die Regierungen“ meinte Schwab in einem öffentlichen Vortrag stolz. Wo blieben die öffentlichen Fragen dazu? Kritischen freien Medien ist der Zugang zur Eliteveranstaltung versperrt, man bleibt lieber unter sich.
Das WEF ist dabei, eine Karikatur seiner selbst zu werden. Daran hat der Bond-Bösewicht-Charme eines Klaus Schwab genauso Anteil, wie die missionarischen Reden von Steigbügelhaltern, wie zum Beispiel Ursula von der Leyen, die ihre Agenda-Anbiederung an die Ökoplanwirtschaft hinter Powerverben aus dem Economist, wie “thrive”, “boost“ und “shape“ gar nicht mehr verstecken will. Das WEF ist ein Überbietungswettbewerb für groteske Szenarien und Forderungen, der in seiner Erwartbarkeit und Eintönigkeit nur noch zur Persiflage taugt: Der UNO-Generalpräsident malt wie bestellt Klimapanik in apokalyptischen Bildern. Al Gore inszeniert wieder mal eine Wut-Show. Und Tony Blair, Kriegsverbrecher im Unruhestand, darf über digitale Überwachungsinfrastruktur in Form von Impfpässen schwadronieren. Das Personal von gestern verkauft der Politik Unternehmenslösungen von heute für selbstgemachte oder aufgebauschte Probleme von morgen.
Die letzen Jahre der Pandemie haben die Bevölkerung alarmiert. Sie erlebte eine Welle angeblicher „Verschwörungstheorien“, die sich als wahr herausgestellt haben. Diese Welle fürchtet nun auch das WEF, wie der Teufel das Weihwasser. Aufklärung mag manchmal einen langen Anlauf brauchen, dann jedoch ist der Sprung umso größer. Das Jahr 2023 hat gezeigt: Das Informationsmonopol der Konzernmedien über diese Veranstaltung ist dahin. Ihr Versuch, informelle Machtzirkel zum Tabuthema im Mainstream zu machen, ist gescheitert. Wer Naivität des Publikums zur Geschäftsgrundlage macht, baut sich die tiefe Grube letztlich selbst.
Sogar dem WEF sind die eigenen Inhalte inzwischen peinlich. Man löscht Artikel und Tweets und ruft nach mehr Kontrolle gegenüber „Verschwörungstheorien“ im Netz, für die man bei jeder Gelegenheit fleißig Anlässe schafft. Das WEF erinnert so an den Feuerwehrmann, der Brände legt, um ausrücken zu können und auch noch das Löschwasser verkauft. Das Gegenprogramm zum WEF läuft sich längst warm: Es sind die Ideen und Kräfte dezentral organisierter Bürger, die an spürbarer Verbesserung im Hier und Jetzt arbeiten, statt sich die Machtergreifung einer Manager-Elite in den Klängen eines Weltverbesserungs-Kumbaya vorsetzen zu lassen.
Dieser Artikel erschien auch in der Weltwoche.
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Das musste mal gesagt werden!
Und "Bullshit Bingo" - nein, das kannte ich nicht. Köstlich!
Da gehen Firmen ans WEF und bezahlen ein Unmenge an Geld um "Entscheidungsträger" treffen zu können in der Hoffnung, Geschäftsbeziehungen zu knüpfen oder solche zu vertiefen. Zuhause sind diese Firmen am Restrukturieren, weil sie mit ihren einfältigen Me-Too-Offerings ihre Marktberechtigung schon längst verspielt haben. Diese Firmen mit höchstens durchschnittlichem Manager-Potential sehen im WEF dann doch den "Marketing-Event" des Jahres. Komplett euphorisiert kommen dann die paar privilegierten Managers (Delegates) dieser Firmen zurück mit dem überwältigenden Eindruck auch einmal dabei gewesen zu sein, dabei gewesen zu sein bei den ganz Grossen der Macht. Geschäftsbeziehung geknüpft? Oder gar Leads angerissen? Geschäfte identifiziert? Nein, zero, nichts, nada. Immer das Selbe: Wir waren da, hatten "eine permanente Erregung in der Hose" weil so viele Mächtige hautnah beobachtet werden konnten, aber Business, nein, nichts die Bohne. Und so lügt sich die absolute Mehrheit der teilnehmenden Firmen Jahr für Jahr in die Tasche "wie wichtige die Teilnahme am WEF" doch sei. Man ballert Kohle aus dem Fenster um als Manager auch einmal dabei gewesen zu sein, am WEF, beim Schaulaufen der ganz Grossen. Nutzen gleich Null! Ist jetzt Eierkopf Schwab der Dumme? Nein, es sind die gierigen kleine Managerlis, welche getrieben durch ihre primitivsten Beweggründe einfach auch dabei sein möchten, weil sie sich selber für so wahnsinnig wichtig halten. WEF-Bullshit-Themen hin oder her, Menschen sind einfach gestrickt. Gerade in der Geschäftswelt sollte man einfach nicht zuviel Niveau erwarten.