Wie werde ich „antifragil“?
An Krisen kann man zerbrechen oder man kann an ihnen wachsen. Die Entscheidung liegt nur bei uns.
Was passiert als nächstes? Das werde ich häufig gefragt, gerade auch auf meiner Lesereise. Sollte nicht noch zuerst der Strom ausfallen (Blackout), bevor irgendwann ein Blue-Beam-Hologramm die Ankunft von Aliens oder einer neuer Weltreligion verheißt? Der „Höllensommer“ fällt jedenfalls gerade gehörig ins Wasser. Die Vogelgrippe war zuletzt als nächste Pandemie im Gespräch, jetzt hat die WHO sich entschlossen, die Affenpocken (die schon letztes Jahr floppten) wieder auf die Agenda zu setzen. Die im Grunde verbotene „Gain-of-function“-Forschung, die Viren künstlich gefährlicher gemacht, muss ja auch weitergehen, und tut es offenbar.
Wird das jetzt Corona 2.0 oder nur ein Schrecktest, um ein paar Impfstoffe zu verkaufen, die neuen WHO-Regularien in der Praxis zu testen und den roten Teppich für den EU-Impfpass auszurollen? Für letzteren soll Deutschland ab September das Testland spielen.
Wie werden Sie reagieren?
Corona war ein erster großer Test der Weltbevölkerung. Es muss jedem klar sein, dass es nicht der einzige bleiben wird. Doch welche Herausforderung auch wartet. Wer bereit ist, mit vielem zu rechnen, auch dem Unwahrscheinlichen, positioniert sich strategisch, antizipierend, vorausahnend und reagiert im Ernstfall gefasst.
Der nächste Test ist immer der entscheidende. Wie wird die Menschheit diesmal reagieren? Auch umgekehrt ist es ein Test: Wieviel Misstrauen besteht in die gelenkte Welt, die sich um uns herum immer stärker herauskonturiert? Die entscheidende Frage ist jedoch: Wie werden Sie reagieren? Lernwilligkeit zeigt sich einzig an der Tat. Oder um es mit Nena zu sagen: Die Frage ist nicht, was die dürfen, sondern was wir mit uns machen lassen.
Am Ende entscheidet, wie immer, jeder für sich selbst, was er mit sich machen lässt. Das Roulette der Ereignisse dreht sich, und wir machen täglich unsere Einsätze.
Die Stoiker lehren, uns nur auf das zu konzentrieren, was wir verändern können. Alles andere bringt wenig. Sonst sind wir in einem ewigen Lamento-Loop über die Umstände gefangen, echauffieren uns als Empörungskollektiv am Stammtisch. Was wir verändern können sind nicht die Umstände, sondern nur unsere Reaktion darauf.
Diese unsere Reaktion kann drei Formen haben und sie hängt hauptsächlich von unserer Einstellung ab, da jeder Mensch anpassungsfähig ist.
Fragilität
Wenn unsere Konstitution fragil ist, zerbrechen wir an den Umständen. Der Stressor zerstört die Substanz. Das Weinglas, das auf den Betonboden fallengelassen wird, zerbricht.
Resilienz/Robustheit
Sind wir robust oder resilient, halten wir die Umstände aus. Der Stressor zerstört die Substanz nicht. Auch ein Plastikglas, das auf den Boden fällt, ist robust und zerbricht nicht.
Antifragilität
Eine antifragile Konstitution wächst und gewinnt durch Stress. Der Stressor stärkt das System, erzwingt eine Anpassung. Training ist Stress für die Muskulatur und bewirkt eine Stärkung der Muskulatur, um dem Stress beim nächsten mal besser begegnen zu können. Eine psychisch fordernde Lage kann einem für das nächste mal eine dickere Haut wachsen lassen, es geschieht eine Kompensation. Die Wortneuschöpfung „Antifragilität“ stammt vom Finanzwissenschaftler und Publizisten Nassim Nicholas Taleb. Untertitel seines (lesenswerten) Buches (obwohl der Autor auf Twitter erstaunlich fragil wirkt und seine Stressoren gerne blockt): „Things that gain through disorder“.
Ein schönes Beispiel für Antifragilität in der Erziehung stammt von Johnny Cash. Kennen Sie den Song „A boy named Sue“?
In dem Song wusste ein Vater, dass er sich nicht um seinen Sohn kümmern können würde, da er die Familie verlassen musste. Er konnte seinen Sohn auf die Widrigkeiten des Lebens nicht selbst vorbereiten, das Leben selbst musste diese Rolle übernehmen. Daher gab er seinem Sohn den Mädchennahmen „Sue“, einen Namen, mit dem er zwangsläufig gehänselt werden würde. Der starke Charakter, die „dicke Haut“ sollte sich durch eine Isolationserfahrung herausbilden. So kam es dann auch: Anfangs hasste der Sohn seinen Namen, er will sich sogar am Vater rächen und ihn umbringen. Im letzten Moment erklärt der Vater dem Sohn die Wahl des Namens und der Sohn versteht den Sinn und sie versöhnen sich.
Krise als erzwungenes Persönlichkeitswachstum
In Krisen ist die Fähigkeit zur psychischen Kompensation entscheidend. Schocks können auch heilsam sein, insbesondere wenn sie eine „Ent-Täuschung“ bewirken. Sie können einen klarer sehen lassen, was wirklich ist. Wie ist die wirkliche Beschaffenheit von Rechtsstaat, Demokratie und Grundrechten? Kultgleiche Massenformationen können blind wüten und Prinzipien dem Erdboden gleich machen. Das war die Lehre aus Corona und sie hält bis heute, mangels Aufarbeitung, an. Wie ist die wirkliche Beschaffenheit unseres Umfelds, unserer Familie, Freunde und Kollegen? Auch hierfür war Corona ein Testfall und das Ergebnis des Tests, so enttäuschend dieser auch ausgefallen sein mag, ist letztlich ein gewaltiges Kapital. Die Spreu wurde vom Weizen getrennt. Das Feld der falschen Freunde hat sich ausgedünnt, der Ballast ist über Bord. Die wahren stabilen Beziehungen haben sich herauskristallisiert. Im Moment der Bewährung zeigt sich der wahre Freund. Die kritischen Geister haben diese Etappe hinter sich und damit einen Vorsprung in der nächsten Krise vor allen anderen, die noch im Dunkel ihrer Illusionswelt tappen.
Wer Krisen antifragil angeht, sieht sie als Trainingsprogramm für seine Persönlichkeit. Wir erfahren uns durch extreme Situationen neu, konturieren uns heraus, wenn wir antifragil reagieren und erfahren neue Seiten unserer Persönlichkeit. Wir wissen durch Krisen zwangsläufig am Ende besser, wer wir sind; aus welchem Holz wir wirklich geschnitzt sind. Ein Leben, das man wohlgenährt in einem Sauerstoffzelt verbringt, wäre ein Leben ohne äußere Störungen und Krisen. Doch es wäre kein Leben, es wäre nur Existenz, welche unsere Potentiale und Stärken unangetastet lässt, da es keinen Anreiz gibt, diese herauszubilden. Alles würde in uns schlummern, was jetzt erwachen darf und soll.
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Krisen sind ein Katalysator für das Neue in uns, eine Wachstumschance, die man ergreifen kann oder nicht. Das gilt auch für die Angst, mit der in allen Krisen auf die ein oder andere Weise operiert wird. Krisen sind Angstkanalisationsmechanismen. Verschiebebahnhöfe der Emotionen. Auch der Angst kann man antifragil begegnen. Kampf statt Flucht. Wer die Angst umarmt und zum Tanz bittet, löst sie auf.
Wer ein neues Leben beginnen will, muss bereit sein, zuerst das alte zu verlieren. Wer wollte sein Leben noch nie ändern? Krisen erzwingen bei den Antifragilen das Wachstum, welches noch nicht aus einem selbst heraus in Gang gekommen ist. Der Geburtskanal ist ein Tal der Schmerzen. Doch danach wartet das Licht.
Werden wir antifragil als Akt der Rebellion gegen die gelenkte Welt.
Sehen wir uns auf Lesereise? Ich bin in den nächsten Tagen in/bei Rostock, Kyritz, Berlin, Potsdam und Dresden und lese aus “Stromaufwärts zur Quelle”. Alle Termine mit Eintragungsmöglichkeit hier.
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Hi Milosz,
wie immer toller Text!
Im Absatz "Antifragilität" steht "Tales" statt "Taleb". Während des C-Stresstests hat sonst so kluge Taleb ja leider ziemlich abgelost:
https://www.youtube.com/watch?v=gAlHjWctpLw
2016 wusste Taleb noch:
"Bei pharmazeutischen Versuchen beträgt die Erfolgsquote gerade noch ein Drittel."
https://www.youtube.com/watch?v=FL3mPn1zVUg
(NZZ-Artikel, gelesen von Gunnar Kaiser)
2022 hat er dann das Risiko der C-Impfungen mit ein paar Kreidestrichen wegrationalisiert.
Auch wenn Taleb die Covid-Zeitungsente nicht mit nem Schwarzen, sondern nur mit nem Weißen Schwan verwechselt hat:
https://www.youtube.com/watch?v=Tb2pXXUSzmI
In diesem Artikel scheint er sich (zusammen mit Gates & Co.) sogar selbst als Enten- bzw. Schwanzüchter zu outen:
https://www.newyorker.com/news/daily-comment/the-pandemic-isnt-a-black-swan-but-a-portent-of-a-more-fragile-global-system
Vielleicht ist er selbst einer dieser philosophischen Pandemie-Propheten bzw. Katastrophen-Profiteure à la Harari, die die Gesellschaft im Gewand des kritischen Mahners auf kommende Krisen vorbereiten sollen.
Und vielleicht sollte er sein eigenes Buch "Skin in the Game" nochmal lesen, damit er seine Haut nicht auch noch für die MPOX-Impfung hinhält.
Viele Grüße von "Horst", dem Waldgänger
(Wir haben uns auf der Lesung in Lohmar gesehen)
Auf der persoenlichen Ebene voellig richtig, wobei es natuerlich individuelle Grenzen gibt, die wenig oder gar nicht zu beeinflussen sind. Auf der politischen oder öffentlichen Ebene wird es dann "schwierig", wenn es physisch wird, quasi existentiell. Totalitaere Regimes gehen bekanntlich ueber alle Grenzen hinaus. Sie sind durchaus willens und in der Lage, heute mehr denn je, Menschen zu zerstören. Auch die resilienteren oder robusteren unter uns. Insoweit duerfte die " eigentliche" Loesung ueber diesen Rat deutlich hinausgehen. Es gaelte, die Taeter zu stellen und entsprechend zu bekämpfen. Davon kann aktuell leider keine Rede sein.