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Ich würde mich nicht zu stark auf Bitcoin versteifen.

Natürlich hat die Person, die sich hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto verbirgt, einen eindrücklichen Wurf gelandet. Sie hat ihre Ideen in einem inzwischen legendären Paper beschrieben, aber es nicht dabei bewenden lassen. Sie hat funktionierende Software geschrieben, mit der Interessierte in kurzer Zeit ein weltumspannendes Netz aufgebaut haben, um Transaktionen in Bitcoin abzuwickeln. Welcher Politiker würde sich heute mit der Förderung der «Blockchain» profilieren wollen, wenn Nakamoto in seinem/ihrem Paper nicht zwei zwei simple Grafiken eingebaut hätte, in denen eine Reihe von «Blocks» (Nakamotos Terminologie) verkettet sind, jeweils der Nachfolger mit einem Kettenglied verknüpft mit dem Vorgänger? Nakamoto hat sich vermutlich nicht träumen lassen, dass er mit seiner Wortwahl und seiner grafischen Darstellung einen Begriff in die Welt setzt, der zehn Jahre praktisch zum Symbol für Fortschritt, für Zukunft, für Innovation und für progressive Einstellung wird, so dass Politiker und Manager unbesehen «Blockchain»-Visionen und -Strategien formulieren?

Heute, zehn Jahre später, ist die Welt nicht stehengeblieben. Die Ideen Nakamotos sind auf einen fruchtbaren Nährboden gefallen. Inzwischen wurden Dutzende, vermutlich Hunderte, von alternativen Ansätzen beschrieben und in Software gegossen. Sie werden in weltumspannenden Netzwerken betrieben und bieten neben der Ikone Bitcoin einen bunten Strauss von alternativen digitalen Währungen an. Man schaue sich nur die Liste der Kryptowährungen auf Wikipedia an.

Libra, die digitale Währung von Facebook, bricht konzeptionell mit vielem, was Nakamoto noch für Bitcoin entworfen hat. Nicht zum ersten Mal. So ist der technische Fortschritt. Bereits die digitale Währung Ether, basierend auf den Konzepten des Ethereum-Netzwerks, geht über die ursprünglichen Konzepte im Bitcoin-Ansatz hinaus.

Das schmälert den Beitrag von Nakamoto und den Bitcoin-Mitstreitern der ersten Stunde nicht im Geringsten: Wer heute digitale Währungen entwirft, steht wie immer auf den Schultern von Giganten.

Bitcoin ist heute aber nicht mehr das Mass der Dinge.

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Ich bin bezüglich des Bitcoins zeimlich gespalten. Einerseits finde ich gut, dass es eine Alternative zu dem Bankengeld gibt, andrerseits sehe ich da zumindest vorerst 2 große Haken: 1. der enorme Energieaufwand, den das System (noch) erfordert. Das wird sich möglicherweise minimieren lassen. aber 2. die Abhängigkeit von strombenötigender Elektronik, wird sich nicht abstellen lassen. Dafür müssten Bitcoins auch einen materiellen Zweig bekommen.

Es könnte bei längerem Ausfall der Versorgung mit Elektrizität sonst ganz schön Probleme geben. Auch wenn das Internet ausfällt, zerstört wird oder zusammenbricht, dürfte es mit virtueller Währung schwierig werden.

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