Die Quelle, die uns nährt ist der Stachel, der uns antreibt
Die Zeiten werden polarisierter und ideologischer. Sie wollen wissen, was meine „Agenda“ ist? Hier verrate ich es.
Gerade liegt Gabriel García Márquez` Roman „Der General in seinem Labyrinth“ auf meinem Nachttisch. Es ist ein Roman über Simon Bolivar, den Befreier Südamerikas von der spanischen Fremdherrschaft. Wie so oft, beginne ich ein Buch von hinten. In diesem Fall ist es eine Lebenschronik Bolivars mit den wichtigsten Stationen. Das ganze Leben ein Schicksal: Früher Tod der Eltern, früher Tod der ersten Frau, Reisen nach Spanien und Paris, Begegnung mit Humboldt, Kaiserkrönung Napoleons, Reise nach Rom. Irgendwann entstand der Wunsch, seinen Kontinent zu befreien, ihn selbständig zu machen. Es gelang ihm dann auch tatsächlich, denn nichts ist stärker als der Freiheitsdrang. Doch der Weg war kostspielig, umständlich und gefährlich. Viele Niederlagen, ein paar wenige, letztlich entscheidende Siege. Und dann doch keine dauerhafte Stabilität. Auf dem Weg selbst: Wenig Hoffnung, viel Idealismus. Im Ziel: Ein eher brüchiger Sieg. Doch über allem thronte die große, nie endende Sehnsucht.
Vom Willen und der Vorstellung zur Handlung
Oft sind es unsere Wünsche, die uns die Energie geben, die uns antreibt. Wünsche und Visionen sind der Stoff, von dem sich unsere Lebenskraft nährt. So groß wie das Ideal im Kopf ist nicht selten das Werk. Das eine folgt dem anderen. Mit Blick auf Bolivars Lebenslauf denkt man sich: Was für ein Leben, was für eine Aufgabe. Aber auch: Was für eine wahnwitzige Idee, mit einem Haufen Freiwilliger gegen die organisierte Herrschaft der Spanier zu marschieren. Die Sehnsucht verklärt, die Träume berauschen, die von den Ideen beseelte Hand scheut sich nicht, dem Fixstern der Vorstellung nachzulaufen. Ohne verrückte Ideen keine großen Taten.
Bolivars Leben und Wirken zeigt, fast wie im Hollywoodmärchen, dass Träume wahr werden können, wenn man sie nur lang genug verfolgt. Ideen gerinnen zu Materie. Aus etwas Luftigem, Wolkigem, wird mit der Kraft unseres Willens und der Energie, die wir aufwenden, letztlich etwas Handgreifliches, Materielles. Ist nicht alle Materie letztlich geronnener Geist? Ist nicht alles, was im Leben erfolgt, letztlich die Folge von Zwischenschritten, also von Gedanken, Willensakten, Kraftentfaltungen? “Du bist, was du isst”, weiß der Volksmund. Mehr noch: Du bist noch mehr, was du denkst, was du fühlst, was dich beschäftigt. Denn aus Gedanken werden Worte, werden Taten. Das, worauf wir unseren Fokus richten, wird unser Werk, im Guten wie im Schlechten. Die eigene Bestimmung zu finden und sie zielsicher zu verfolgen ist ein Geschenk des Himmels – und ein Schicksal. Beruf und Berufung können Bürde sein und Erfüllung.
Unterm Rad der Geschichte
Unterdrückung und Befreiung, erneute Unterdrückung, erneute Befreiung. Das scheint irgendwie das Rad der Geschichte zu sein. Ob es ein Rad des Fortschritts ist, darüber kann man streiten. Vielleicht dreht sich die Menschheit auch stetig im Kreis, muss über die immer gleichen Hürden und Stöckchen springen. Jede Generation aufs Neue. Immer etwas anders. Immer ähnlich.
Jesus kämpfte gegen die Fremdherrschaft Roms. Bolivar gegen die Fremdherrschaft Spaniens. Und auch wir, Mitteleuropäer im Jahr 2024, kämpfen gegen aufgedrängte und übergestülpte Fremdherren, die sich im Innersten unserer Mitte festgesetzt haben und erst freundlich ausbreiteten, bis sie schließlich begannen, uns zu unterjochen. Unser „Freund Amerika“, der ursprüngliche Befreier. Die freudig schönen götterfunkelnden Vordenker der europäischen Einheitsidee, die erst die Klaviatur von Beseeltheit und romantisierender Einigkeit bespielten, und jetzt zu einer anonymen Produktionsstätte immer neuer Unterjochungsinstrumente geworden sind. Gerne steht das Etikett Freiheit drauf, immer steckt Unterjochung, Krieg, Bürokratismus und Verrat drin. Die Schweizer befreiten sich einst von der Fremdherrschaft der Habsburger. Jetzt scheint dieses Land in die Hände von Technokraten gefallen zu sein: WEF, WHO, GAVI & Co. Die Menschenschinder im Mantel des Guten haben sich im freiesten Land der Welt niedergelassen, um den Rest der Welt unter ihr Joch zu zwingen. Wer überfallen wird, merkt es früh. Wer unterwandert wird, merkt es spät – zu spät?
Nur ein Beispiel von vielen, weil es mir gerade ins Auge springt: In der „Republik“ lese ich einen Artikel von einer gewissen Anne Applebaum über Trump und Nato. Applebaum arbeitete u.a. im Cluster UK der “Integrity Initiative”, einem geheimdienstnahen, pro NATO-Think Tank, ist also gerne als bezahlte Propagandistin unterwegs (“Operation Mockingbird” lässt grüßen). Ziel der „Integrity Initatiative“ u.a.: Nordstream 2 verhindern. Von der „Republik“ erfahre ich das als Leser nicht. Die Redaktion der Republik präsentiert sie ihren Förderern und Lesern als neutrale Stimme. „Sie lebt mit ihrem Mann in Polen“, verrät man uns euphemistisch. Ihr Mann, gerade wieder Außenminister in Polen, bedankte sich per Twitter bei den USA für die Sprengung von Nordstream, also eines der Ziele der Geheimdienstinitiative Applebaums. Liebe „Republik“, wen wollt ihr verarschen? Immer noch eure Leser? Oder schon längst euch selbst?
Die Unterwanderung kommt stets auf leisen Pfoten, sie kriecht durch die Glasfasernetze des Internets in die Wohnzimmer, sie kommt im Mantel der „guten“ Stiftungen, Mäzene und Förderer. Sie tänzelt über die Bildschirme zwangsgebührenfinanzierter Sendeanstalten. Alle bauen sie an einem größeren Projekt, von dem sie hoffen, alle zu profitieren. Es ist der „schlüsselfertige Totalitarismus“, ein System der Unterdrückung, das sich durch alle Bereiche der Gesellschaft zieht, sich harmlos und freundlich gibt, und daher lange kaum Widerstand auslöst. Bis der Moment der Wahrheit kommt und das Instrumentarium „scharfgestellt“ wird. Wer dann in der Falle sitzt, für den ist es zu spät. Die Ketten der neuen Sklaverei werden andere sein als früher.
Bolivars Leben durch die Linse von Màrquez führt mir erneut den Marathonlauf vor Augen, den wir vor uns haben. Es ist keine Sache von Monaten oder Jahren. Sondern von Jahrzehnten. Mit immer wieder neuen Rückschlägen, Widerständen, ungeahnten Wendungen und der Möglichkeit, dass am Ende doch alles gut wird, weil wir uns mit den Kräften einlassen, die am Ende den längeren Atem haben, auch wenn es zwischenzeitlich nicht so scheint.
Das Ideal als Kraftquelle
Was ist meine eigene Quelle des Antriebs? Diese Frage wurde mir mehrmals aus dem Publikum auf meiner Lesereise gestellt. Die Frage hat mich ein wenig überrascht, denn ich mache mir tatsächlich wenig Gedanken darüber, warum ich tue, was ich tue. Ich tue es, weil es sonst zu wenige tun und weil ich Sinn darin sehe und die Möglichkeit habe es zu tun. Und doch kam meine Antwort auf die Frage spontan und ehrlich: Es ist, so pathetisch das klingen mag, die Wahrheitsliebe. Ich bin niemand, der sich gerne irgendwem unterwirft, ich hasse Abhängigkeit und Vereinnahmung. Ich akzeptiere gekorene und vorgesetzte Autoritäten nicht, es sei denn sie haben sich durch Taten meinen ehrlichen Respekt erworben. Und doch „diene“ ich bereitwillig und liebend gerne der Wahrheitsgöttin, der Tochter des Chronos, dem Gott der Zeit.
Die Wahrheitssuche ist das Ideal, dem ich mich gerne unterwerfe und dessen Werkzeug ich bin. Die Wahrheit braucht meine Hilfe vielleicht letztlich nicht, um am Ende zu siegen, aber wohl helfen ihr Menschen, die ihr die Hindernisse aus dem Weg räumen, um ihren Siegeszug etwas früher anzutreten. Wenn Politik, wie Max Weber einmal schrieb, bedeutet, sich mit diabolischen Kräften einzulassen, so soll Publizistik in Anlehnung an dieses Diktum für mich bedeuten, sich mit wahrheitsliebenden Kräften einzulassen.
Ich habe Sie vor einiger Zeit darum gebeten, mir Ihre Erfahrungen mit dem Prozess des “Aufwachens” zu schildern. Darauf kam eine große Zahl an Zuschriften. Gerne möchte ich Sie ermuntern, mir weiter von Ihren Erlebnissen zu berichten. Wie sind sie aufgewacht? Was bedeutet Aufwachen überhaupt für Sie? Wodurch wacht jemand auf? Wie geht es Ihnen seitdem? Gerne an: aufwachen-prozess@posteo.de
Für mich ist das ein Akt hingebungsvoller Anziehung genauso wie Kalkül: Ich lasse mich mit den Kräften ein, die am Ende stärker sind, denn die Tarnung der Lüge fliegt irgendwann auf. Die Lüge hat der Wahrheit die Kleidung gestohlen und gibt sich als diese aus, so die mythologische Erzählung. Schon oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich die Dinge durch fast wundersame Abfolgen am Ende selbst regeln, dass das Karma dabei mitwirkt, eine Art ewige Harmonie herbeizuführen, den kosmischen Soll-Zustand. Wer sich gegen die Ordnung der Gerechtigkeit und Harmonie versündigt, wird irgendwann dafür bezahlen, ob durch mein Zutun oder ohne. Insofern ist jedes Lügengebäude, jedes Regime der Falschheit nur eine zeitlich begrenzte Illusion.
Aus dieser Quelle kommt meine Hoffnung, aus dieser Quelle beziehe ich die Kraft, mich jedem Thema zu widmen, egal wie schändlich, ekelhaft oder grotesk es sein mag. Meine Agenda ist die Wahrheitssuche, nicht mehr und nicht weniger. Und ich gebe gerne zu: Menschen, die mich auf diesem Weg begleiten und bestärken, sind ebenfalls eine Kraftquelle für mich. Es ist noch eine lange Reise bis zum Ziel und ich gehe diesen Weg Schritt für Schritt, mal langsamer mal schneller, als ewige Wanderung durch das Dickicht der Zeitläufte.
Hier noch ein kleines Interview mit Stefan Theiler für TransitionTV nach der Lesung in Zug:
Im März geht meine Lesetour aus “Stromaufwärts zur Quelle” weiter. Aufgrund der überwältigenden Resonanz biete (vorerst nur) in der Schweiz noch weitere Lesetermine an. Sie haben einen Raum für 50+ Personen in Aussicht? Kontaktieren Sie mich gerne unter kontakt@idw-europe.org.
Nächste Termine (Auswahl):
10.-12.03. “Cryptomountain”, Davos, Anmeldung hier.
13.03. Chur, 19 Uhr, Hohenbühlweg 4, 7000 Chur, Urig Vereinslokal, Eintritt frei/Spende, Anmeldung per: info@urig-chur.ch
15.03. Bad Kohlgrub/Hotel Seinz, 20 Uhr, Doppellesung mit Prof. Michael Meyen, (Übernachtung im Hotel möglich, frühzeitige Reservierung empfohlen).
17.03. Dresden 11 Uhr (Matinee) im Rahmen der Jazztage (mit Kilian Forster Moderation/Kontrabass), Tickets hier.
22.03. Uster 19 Uhr, Eintritt frei/Spende, Anmeldung hier.
3.04. 19 Uhr Landshut/Salzstadel, Earlybird-Tickets hier.
Alle weiteren Termine, u.a. in St. Gallen, Leipzig etc. (laufend aktualisiert) finden Sie hier. Bitte tragen Sie sich ein, um die Raumplanung zu erleichtern.
Sie wollen mir etwas mitteilen? Sie erreichen mich unter kontakt@idw-europe.org
Falls Sie mich unterstützen wollen: Der Preis für ein Abonnement beträgt 77 Euro pro Jahr oder 7 Euro pro Monat.
Paypal (Senden drücken), bitte Mailadresse nicht vergessen!
Besonderes Ewigkeits-Angebot: Ein Jahresabo in Lightning/Bitcoin zahlen Sie immer nur einmal, den Rest zahlt Bitcoin. (1x zahlen, für immer lesen). Mailadresse nicht vergessen!
Weitere Möglichkeiten auf Nachfrage (Überweisung)
Abo (auf “Subscribe now” klicken)
Oder wollen Sie ein Abo verschenken?
Danke wiedermal für den Artikel!
Eine Kleinigkeit drängt mich anzumerken: "Jesus kämpfte gegen die Fremdherrschaft Roms“ ist leider ein häufiges Missverständnis. „Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist“ war seine Antwort, ob Steuern an Rom gezahlt werden sollen, oder „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ als Antwort, welche Macht er beanspruche.
Dahinter steht der Ansatz, die eigene Freiheit dadurch zu entdecken, dass man sich nicht mit den Kämpfen des Diesseits identifiziert. OK, das ist jetzt sehr speziell … eben der spirituelle Weg und deswegen passt Jesus nicht in die Liste der klassischen Freiheitskämpfer, was Ihren Artikel aber nicht schmälert.
Für mich persönlich bedeutet das, dass sich mein Widerstand aus sportlichem Antrieb speist. Ich halte die kritische Szene für intelligenter und diskursfähiger und bin gespannt, ob sich das gegen plumpe Machtstrukturen durchsetzen kann.
Ich bin jedenfalls dankbar dafür, dass Du dich dieser Wahrheitssuche hingibst!