Epstein & Co.: Die Staatsaffäre unserer Zeit
Im Fall Jeffrey Epstein geht es um weitaus mehr als einen Mädchenhändler-Ring, in den prominente Personen involviert waren. Wer erpresste hier wen zu welchem Zweck?
„Die Wahrheit ist seltsamer als die Fiktion, aber das liegt daran, dass die Fiktion verpflichtet ist, sich an die Möglichkeiten zu halten. Die Wahrheit ist es nicht.“
(Mark Twain)
Wer mit aufmerksamen Augen durchs Leben geht, dürfte in diesem Zitat von Mark Twain einen Schlüssel zum Verständnis (oder auch: „Unverständnis“) der Welt finden. Wirken viele Zusammenhänge, die wir in den letzten Jahren erfahren haben, nicht zu monströs, um sie an uns heranzulassen? Wollte man nicht vieles, was sich später als wahr herausgestellt hat, zuerst als „absurd“ ablehnen?
Zählen wir nur sporadisch auf:
Die Nordstream-Sprengung durch unsere „Freunde“.
Covid-Impfstoffe als militärische Kampfmittel gegen die eigene Bevölkerung.
Der US-Geheimdienst CIA, der Pläne schmiedete, wie man den bekanntesten Investigativ-Journalisten der Welt, Julian Assange, umbringen könnte.
All das wirkt wohl selbst für Hollywood-Plots zu abstrus, als dass man es auf der Leinwand glauben würde. Die geistige Immunabwehr für Bullshit-Informationen springt an, doch wie oft täuscht uns diese in der Realität? Eine gut erzählte, plausible Fiktion hält man für echter als Zusammenhänge, deren Echtheit aufgrund der Faktenlage naheliegen, die aber „undenkbar“ wirken. Fiktion muss sich an Wahrscheinlichkeiten und Möglichkeiten orientieren, damit sie funktioniert. Die Wahrheit muss das nicht. Letztere kann sich also in der Absurdität verbergen. Das sagt uns Mark Twain.
Epstein: Mehr als nur ein gewaltiger Missbrauchsskandal
Es ist wichtig, diesen geistigen Mechanismus zu kennen, wenn wir über den Fall Jeffrey Epstein sprechen, der gerade wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt (hier eine Kolumne von 2020). Soeben wurden durch ein Gericht in New York Dokumente mit zuvor geschwärzten Klarnamen veröffentlicht. Es geht um Zivilklagen mehrerer Opfer rund um Virginia Giuffre, die u.a. Epsteins Komplizin Ghislaine Maxwell vorwerfen, von Epstein und zahlreichen Prominenten als teils minderjährige Sex-Sklavinnen missbraucht worden zu sein.
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Die Veröffentlichung dieser Dokumente ist mit mehrwöchigem Vorlauf geschehen, doch in der deutschsprachigen Presse wird das Ereignis bisher vor allem in zwei Formen abgehandelt: als quasi “Nicht-Event” oder als Überraschungs-Coup. Entweder wird eine dpa-Meldung kolportiert (oder leicht umgeschrieben), welche in die Richtung geht, dass die Namensnennung ja noch selbst nichts beweise, frei nach dem Motto: Es gibt hier nichts zu sehen, alles schon mehr oder weniger bekannt. Oder aber die Namensnennung wird als voyeuristische Sensation hochgejazzt. Beides wird dem Ereignis nicht gerecht. Zum einen ist durchaus relevant, in welchem Kontext die Namensnennung erfolgt, ob als bloße Aufzählung bzw. beiläufiges Namedropping oder in Bezug auf konkrete Vorwürfe der Opfer. Wer den Kontext gar nicht nennt oder hier nicht unterscheidet, erweist der Wahrheitsfindung den ersten Bärendienst.
Es gibt zahlreiche belastende Aussagen in den Dokumenten (die gesamten Dokumente finden Sie als Zusammenfassung beispielsweise hier), so zum Beispiel in Hinblick auf Prince Andrew, dem die derzeit nicht näher benannte „Jane Doe 3“ schweren sexuellen Missbrauch vorwirft.
Auch Bill Clintons Neigung zu „jungen Mädchen“ bedürfte sicherlich einer gesonderten prozessualen Vertiefung.
Interessant sind auch die Vorwürfe an Epsteins ehemaligen Anwalt Alan Dershowitz, der sich in den 90er-Jahren im Rahmen einer Kolumne für die Herabsetzung des Alters für Sex mit Minderjährigen eingesetzt hat. Sicher nur ein allgemeiner rechtspolitischer Einwurf, der mal raus musste?
Dann wiederum gibt es prominente Namen, die einfach nur erwähnt werden, teils in verneinenden Kontexten (Leonardo DiCaprio, Cate Blanchett etc.) oder als Aufhänger für andere Ereignisse dienen wie „rund um Naomi Campbells Geburtstag“. Der "Münchener Merkur“ macht aus dem Namedropping die angeblich sensationelle Veröffentlichung einer „Liste“, die es so gar nicht gibt. Entweder beschwichtigen oder sensationell vermarkten: Hauptsache nichts davon vertiefen.
Interessant an den Namen, die jetzt ungeschwärzt zu lesen sind, sind gerade die, die gar nicht vorkommen: Bill Gates ist hier an erster Stelle zu nennen. Er hatte mehrere Kontakte zu Epstein im Rahmen seiner Stiftungsaktivitäten, die er selbst zugegeben hat; seine Ex-Frau Melinda Gates führte Bills Kontakte zu Epstein öffentlich als Scheidungsgrund an. Vielleicht wird zu Bill Gates etwas in den nächsten Dokumenten stehen, die noch veröffentlich werden sollen. Auch sind noch nicht alle Namen transparent gemacht. Bis hierher ist der Fall Epstein ein gewaltiger Missbrauchsskandal, der für die Beteiligten einen Reputationsschaden ungeahnten Ausmaßes bedeuten dürfte. Doch im Grunde beginnt hier erst ein Kaninchenbau, der weitaus tiefer reicht als systematischer sexueller Missbrauch durch Prominente. Der Fall Epstein hat das Potential zu einer globalen Staatsaffäre ungeahnten Ausmaßes. Wenn die letzten Details des Falls Epstein geklärt sind, dürfte die Weltordnung in gänzlich anderem Licht erscheinen. Warum?
Honigfalle des Mossad
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