Im Abwärtsstrudel der Dekadenz
Der Werteverfall beschleunigt sich: Wie kehren wir den grassierenden Nihilismus um?
Die Zeitläufte verlaufen in Wellen. Das kann man an unter anderem an öffentlichen Ereignissen besonders gut studieren. An der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Paris 2024 kann man studieren, wie Dekadenzphänomen gestreut werden, um die Demoralisierung der Bevölkerung weiter voranzutreiben. Exponierter Sittenverfall und satanische Symbolik sind allgegenwärtig geworden und verdienen beizeiten noch einen eigenen Text. Hier für den Moment ein angepasster Text aus dem Archiv.
ANZEIGE: Da ich oft gefragt werde, wie man am einfachsten Bitcoin kauft: Mit der erfolgreichen Schweizer App Relai geht es in wenigen Schritten und ohne komplizierte Anmeldung. Man kann dort auch einfache Sparpläne einrichten. Niemand hat Zugriff auf Ihre Bitcoin, außer Sie selbst. Mit dem Referral-Code REL54052 sparen Sie Gebühren. (keine Finanzberatung).
Der Militärstratege Sir John Glubb hat in seiner Schrift «The Fate of Empires» den Zyklus der Dekadenz von Weltreichen illustriert. Dekadenz charakterisiert er als moralisch-spirituelle Krankheit, das Gefühl, dass es sich für nichts mehr zu kämpfen lohnt. Pessimismus und Frivolität geben sich nach einer Wohlstandsperiode die Klinke in die Hand, kostenloses Essen und Unterhaltung sind alles, was das Volk begehrt, und die Stars des Seichten sind die Vorbilder. Es ist schwierig, bei dieser Beschreibung nicht an heutige Debatten über Geldinflation, die allgemein grassierende Spielsucht per Smartphone sowie den Starkult um Fernsehköche zu denken.
Wer hundert Jahre zurückblickt, sollte sich deshalb vom falschen Goldschein der 1920er Jahre nicht blenden lassen, die letztlich vor allem nihilistisch waren, ein zivilisatorisches Desaster. Wer ein Vakuum der Werte lässt, überlässt anderen die Installation neuer Werte. Eine Gesellschaft, die sich nicht auf die Standards ihres Zusammenlebens einigen kann, wird schlicht durch eine andere ersetzt. Mit dem Nihilismus ist es etwa so, wie wenn man ein Glas Bier bestellt, aber ein halbes Glas mit Schaum bekommt. Die Maßeinheit stimmt noch, nicht aber der Inhalt. Jean Baudrillard beschreibt das Phänomen der Entkernung als «simulacrum»: Begriffe sind nur noch ein Abbild ihres Inhalts. Sie sind wie das Icon auf dem Desktop, das auf einen nichtexistenten Ordner verweist. Eine simulierte Realität legt sich über die tatsächliche Wirklichkeit und verschmelzt unmerklich mit dieser.
Die letzten zehn Jahre waren von ständiger Entwertung geprägt: von Glaubwürdigkeit, von Geld, von Diplomen, von medialer Information, von Kompetenz in Spitzenämtern. Wenn hinter Institutionen immer seltener Menschen stehen, die sich als Gralshüter eines Wertestandards – wie etwa freie Presse, Wissenschaft, Streitkultur – verstehen, dann braucht es die ganze Fassadeninstitution nicht.
Die ökonomischen Zahlen sind noch gut, doch es werden Bruchlinien sichtbar, erste Börseneinbrüche, zunehmende Firmenpleiten. Das System geht langsam aus dem Leim. Die Welt ist mit mehr als der dreifachen Wirtschaftsleistung verschuldet – bei wem eigentlich? Aktienkurse steigen, während Firmenerträge stagnieren. Wer Geld ausgibt, wird belohnt, wer es hortet, wird bestraft. Nur Krisengerede? Die Zentralbank der Zentralbanken, die BIZ, sprach kürzlich selbst von Liquiditätsengpässen im Geldsystem. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin warnte schon vor Jahren vor Schieflagen bei Banken, Pensionskassen und Lebensversicherern. Und der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts Hans-Jürgen Papier sah schon vor Corona eine Erosion des Rechtsstaats. In den letzten vier Jahren sind nur noch weitere Vertrauensbrüche in Institutionen dazugekommen. Und nein, damit meine ich nicht die Unpünktlichkeit der Deutschen Bahn.
Ich lese aus “Stromaufwärts zur Quelle” auf meiner Sommertour. Sehen wir uns? U.a. bin ich in Köln, bei Kassel, Rostock, Berlin und Dresden. Alle Termine mit Eintragungsmöglichkeit unter diesem Link.
Wo Falschheit regiert, zieht sie diejenigen an, die sich von ihr nähren. Der gegenwärtige Aufstieg der Gegenkräfte ist Gradmesser für die Schwäche der Institutionen. Systemzersetzende Elemente zielen wie bestimmte Insekten auf bereits angefaulte Strukturen, sie stossen das, was schon fällt. Ob das Neue besser ist, muss sich dabei immer erst aufs Neue beweisen. Aktuell ist es das Bestehende, das sich immer mehr verflüssigt und auflöst. Und zwar mit aktivem Zutun der Beteiligten in verantwortlicher Position.
Dies sind die Zeiten, in denen Repräsentanten von Institutionen selbst Teil des Problems werden. Das höchste Amt in Deutschland, jenes des Bundespräsidenten, ist ein Beispiel für eine solche frei drehende, kompasslose Institution, die keine moralische, sondern nur noch eine moralisierende Instanz ist und in Dauerschleife zur Rettung der Demokratie durch den, aber auch vor dem Bürger aufruft. Doch zur moralischen Instanz wird man nicht qua Amt, sondern nur qua Amtserfüllung. Nichts anderes gilt für den zunehmend verstummten Kulturbetrieb, die Kirchen oder das RKI. Der Institutionenverfall ist im Kern ein Verrat an der Aufgabe selbst. Und offenbart Morschheit an tragenden Stellen.
Es ist deshalb an der Zeit, dass der Bürger selbst zu einer Werteverteidigungsbastion wird. Denn: Institutionen gibt es gar nicht. Sie sind immer eine Fassade. Es gibt nur Menschen, die Standards hochhalten. Das kann letztlich jeder sein – und damit selbst zu einer Instanz werden.
Das ist auch eine Form des Widerstands, und vielleicht sogar eine Blaupause für anderen Formen davon: Den bestehenden Instanzen zeigen, wie funktionslos sie geworden sind, wenn jeder einzelne diese Funktion besser ausfüllen kann.
Dieser Beitrag erschien in veränderter Fassung zuerst in der NZZ.
Herzlichen Dank, dass Sie meine Arbeit unterstützen!
Ich kann Ihnen auch manuell einen Zugang zur Publikation einrichten, wenn Sie lieber per Paypal, Überweisung oder Bitcoin (einmal Jahresbeitrag, ewiger Zugang) bezahlen. Sie erreichen mich unter kontakt@idw-europe.org
Der Artikel strotzt nur so vor staatsgläubigen Denkfehlern und Klischees. Es gibt keine "Werte", es gibt nur die Wirklichkeit, Dekadenz ist Verlust an Realitätssinn ! Dekadenz wird nur möglich durch die Demokratiegleichheitslüge die ihre tiefste Wurzel im Nihilismus des Christentums hat und Sozialstaat. 80% leben heute in der BDDR direkt und indirekt real leistungslos bequem durch Umverteilung= Diebstahl!
Kein Wunder, daß sie da degenerieren:
„Die größte Gefahr der Moderne geht nicht von der Anziehungskraft nationalistischer und
rassistischer Ideologien aus, sondern von dem Verlust an Wirklichkeit.
Wenn der Widerstand durch Wirklichkeit fehlt, dann wird prinzipiell alles möglich.“
Hannah Arendt
"Egalitarismus hat Demokratie zur Folge, Demokratie führt zu Sozialismus, Sozialismus endet
in wirtschaftlichem Ruin, und demokratischer Sozialismus in multikulturellen Gesellschaften
bringt Tod und Völkermord." Hasn Hermann Hoppe
Es gibt Beiträge, die schlicht überflüssig sind. Dieser ist ein solcher.
Denn diese Zustandsbeschreibung konnte man genau so vor 5, 10 oder 20 Jahren schreiben. Es ist auch ein recyclter Beitrag, der auch schon zum Zeitpunkt seiner Entstehung überflüssig war.
Er ist das klassische bildungsbürgerliche Beschreiben von Zuständen, ohne auch nur den Weg zur Lösung zu bieten.
Warum?
Weil der Autor Angst hat, als radikal wahrgenommen zu werden → Teil der Umerziehung. Aber nur radikale Lösungen erlauben einen Neuanfang. Die Lösung muss heißen: Weg mit dem System.
Rückstandslos.