Kakistokratie: Warum haben die Unfähigsten noch das Sagen?
Inkompetente an der Spitze hätten keine Chance, wenn wir Bürger auf der Höhe der Zeit wären.
Letztens drehte sich US-Präsident Joe Biden nach einer Rede zur Seite, und streckte seine Hand zum Gruße in die Leere. In Deutschland regiert mit Olaf Scholz ein Kanzler, der bis über beide Ohren in die Cum-Ex-Affäre verstrickt ist. Das höchste Amt füllt ein Bundespräsident aus, der noch nie einen Satz formuliert hat, der in Erinnerung geblieben wäre. Ansonsten gibt es noch jede Menge Blackrockianer (Merz), Global Young Leaders (Baerbock, Spahn, Özdemir) oder einfach Grünenpolitiker, die alles bestreiten können, außer ihren eigenen Lebensunterhalt ohne Steuergelder. Die Grünenspitze in Deutschland, bestehend aus Ricarda Lang und Omid Nouripour, stellt ohne Studien- oder Berufsabschluss das fleischgewordene Versagertum in Spitzenposition dar. Und dann gibt es ja noch den Gesundheitsminister Lauterbach, der mit seinem Amtsverständnis «Nur ein Tag mit Schreckung der Bevölkerung ist ein guter Tag» besser in einer Geisterbahn aufgehoben wäre.
Je weiter oben, desto inkompetenter
Auf der Weltbühne sieht es nicht besser aus: An der Spitze der Europäischen Zentralbank steht eine wegen Beihilfe zur Veruntreuung von 400 Millionen Euro verurteilte aber von Strafe unbehelligte Präsidentin, die gerade per Enteignung des Bürgers durch Inflation ein marodes Geldsystem am Laufen hält. Die Präsidentin der Europäischen Kommission wurde bekannt dafür, als Verteidigungsministerin überdimensionierte Beratungsverträge an Consulting-Firmen vergeben zu haben und war ansonsten vor allem akribisch beim Löschen verdächtiger Mails und SMS. Der Chef der Weltgesundheitsorganisation Tedros Adhanom Ghebreyesus ist bekannt für eine langjährige klebrige Nähe zur Gates-Stiftung; gerade liegt die Weltgesundheitspolitik in den Händen eines chinaverehrenden Kommunisten, dessen Partei als terroristische Vereinigung gilt und gegen den eine Klage in Den Haag wegen Beihilfe zum Genozid vorliegt.
Wir leben in einer Zeit, in der nicht mehr nur hin und wieder Böcke zum Gärtner gemacht werden. Vielmehr ist Bockseigenschaft das Qualifikationsmerkmal für den Gärtnerjob geworden. Die fachlich oder charakterlich am wenigsten Geeigneten werden verlässlich nach oben durchgereicht. Und nach jeder Kaskade der Unfähigen kommen noch Unfähigere und verschlimmbessern alles. Die Welt ist nach dem «Peter-Prinzip» geordnet, einem Management-Grundsatz, wonach Beschäftigte in jeder Hierarchie bis zur Stufe der eigenen Unfähigkeit aufsteigen. Die Herrschaft der Schlechtesten nennt man auch «Kakistokratie» und so beschissen wie es klingt, ist es leider auch. Fast noch schlimmer daran ist jedoch, dass dieser Umstand denen, die ihn aufdecken müssten, also Journalisten, öffentlichen Intellektuellen oder dem Durchschnittsbürger auf der Straße, gar nicht aufzufallen scheint.
Kritik an der Unfähigkeit der Eliten ist nicht neu und zu einem gewissen Grad auch wohlfeil, gewiss. Der springende Punkt ist gar nicht die personelle Negativauswahl und allgemeine Verlottertheit der Politik. Die große Frage ist vielmehr, warum der Bürger das zulässt. Wenn der Kenntnisstand der Bevölkerung über Aufbau und Funktionsweise der Welt (dazu gehört neben der Politik natürlich auch das Mediensystem, das Geldsystem, das Bildungssystem, das Ernährungssystem, das Energiesystem etc.) auf der Höhe der Zeit wäre, kämen die Flaschen an der Spitze nicht weit. Wären wir so modern und aufgeklärt, wie wir von uns selbst glauben, würden ideologisch «argumentierende» Politiker mit dem gleichen Befremden beäugt werden, wie ein Psychiater, der an seinen Patienten Exorzismus vollzieht oder ein Arzt, der zum Aderlass bittet.
Der Schlüssel zur Veränderung sind nicht bessere Politiker. Es sind bessere Bürger. Der primäre Feind ist nicht der Politiker, der sich an die Spitze mauschelt. Sondern der Bürger, der ihn gewähren lässt. Das Problem ist die eigene Gemächlichkeit und Beschaulichkeit. Wir hinken den Möglichkeiten der Moderne hinterher. Deshalb haben wir die Muster aus der Mottenkiste des Mittelalters nie abgeschüttelt, sondern nur systemisch im Gewand der Moderne integriert: Zensur, Pranger, virtuelle Buch- und Hexenverbrennungen, Sündenbock-Opfer, öffentliche Schauprozesse und Hinrichtungen. Solange der Bürger abergläubig an eine Illusionswelt glaubt, die ihm Komfort verspricht, wird sich diese Welt nicht verändern. Sondern, im Gegenteil, schon bald sehr unkomfortabel werden.
Die Welt vom Kopf auf die Füße stellen
Der Schriftsteller John Fowles hat in seinem Buch «Aristos» den Grund für diese Unfähigkeit zum Besseren unter anderem in dem Mangel gesehen, sich selbst als erwachsen und fähig zu begreifen. Im Stadium des ewigen Kindes gibt es keine Verantwortlichkeit. Erwachsensein ist dabei für ihn keine Altersfrage sondern eine Frage der Fähigkeit zur Selbsterkennnis. Welchen Anspruch haben wir an uns selbst? Erst mit der Sehnsucht nach Verwirklichung des besten Zustands entsteht eine gemeinsame Welt und damit ein echtes Gemeinwesen. Mit Bezug auf Heraklit schreibt Fowles: «Die Aufgewachten teilen sich eine gemeinsame Welt; die Schlafenden leben jeder für sich in ihrer eigenen Welt.»
Die Herrschaft der Schlechtesten ist das sichtbarste Symptom für die Krankheit unserer Welt. Sie ist der Maßstab dafür, wie sehr die Welt auf dem Kopf steht. Wir wissen das alles, sei es, dass wir auf den Volksmund hören («von nichts kommt nichts»), es mit mathematischer Gewissheit berechnen («X mal Null ist immer Null») oder uns von Softwareentwicklern inspirieren lassen («garbage in, garbage out»). Wann jagen die Fähigen die Nieten aus den langgewärmten Sesseln? Das wäre die eigentliche Revolution, welche diese Welt bräuchte, statt weiter Paniker, pseudowissenschaftliche Modellierer oder ideologische Utopisten vor sich hin dilettieren zu lassen.
Man erkennt die Nieten übrigens leicht daran, dass sie scheinbar immer alles am besten wissen, aber nie die Verantwortung für ihr Tun zu spüren bekommen. Wieviel Inkompetente in höchsten Positionen gäbe es, wenn diese den Preis für Unfähigkeit selbst zahlen müssten? Der älteste erhaltene Rechtstext der Menschheit, der fast 4000 Jahre alte Codex Hammurabi kannte dieses Prinzip der Selbstverantwortung noch und zwar in der direktesten Form: Den schlechten Baumeister eines Hauses, welches einstürzte und dessen Eigentümer unter sich begrub, erwartete das gleiche Schicksal. Inkompetenz war maximal teuer.
Ohne den richtigen Anreiz für die Guten regiert eben das Mittelmaß. Auch in der Geschäftswelt gilt nicht umsonst der Satz:
«If you pay peanuts, you get monkeys».
Diese Kolumne erschien zuerst im Nebelspalter.
Zugleich ist es meine letzte Kolumne für das Schweizer Satiremagazin.
Weil sich viele über diesen Weggang wunderten und mir schrieben, nur so viel: Ich wunderte mich auch, als ich vor gut einer Woche einen Anruf des Chefredaktors erhielt, mit dem Angebot, meine Kolumnen doch zukünftig für knapp die Hälfte des bisherigen Honorars weiterzuschreiben. Dieser strategisch sicher gut durchdachten Budgetsanierungmassnahme will ich natürlich nicht im Wege stehen und schreibe deshalb lieber direkt hier für Sie weiter.
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Die hier kolportierten Gedanken hege ich schon einige Jahre. Angeregt wurde ich dazu durch meine reflektierte Berufs-/Lebenserfahrung mit dem geschilderten Phänomen einer strukturellen Unverantwortlichkeit, einhergehend mit Ablehnung von Autorität.
Autorität ist im Zeitalter der „Antiautorität“ ja ein negativ besetzter Begriff, mit dem „Unterdrückung“, Zwang, Unfreiheit verbunden wird.
Die ursprüngliche Bedeutung dieses Begriffes aber ging dabei in den Tiefen der politischen Interessen verloren.
Ursprünglich beschreibt dieser Begriff eben eine Rolle, in der kompetent und aufrichtig Verantwortung übernommen wurde und angemessen repräsentiert werden kann.
Inkompetente, verantwortungslose Zeitgenossen aber, fürchten sich genau vor diesem Umstand, da sie selbst den Anforderungen nicht genügen (wollen) oder im Lichte solcher Autorität ihre eigene Unzulänglichkeit offenkundig wird. Die mit der Ausstrahlung von Autorität aber verbundenen Annehmlichkeiten wie Ansehen, Wohlstand etc. will man natürlich dennoch gern genießen.
So hat sich im Laufe der Zeit eine Art Spezies entwickelt, die quasi ohne entsprechende Gegenleistung erbringen zu können, zu wollen, untereinander einvernehmlich gratis an den „Segnungen“ teilzuhaben wünscht.
Dass Autorität eben im Prinzip keine „Segnung“ sondern vor allem Anforderung, Last bedeutet, wird dann erst in der Praxis deutlich.
Daher entwickelte diese Spezies nun Techniken, Methoden, die Offenbarung ihrer Täuschung zu verschleiern, zu verhindern und verwendet darauf, und nicht etwa in die Optimierung ihrer Kompetenz, oder die Erfüllung der übernommenen Aufgaben und Verantwortung, die größte Anstrengung.
Man konzentriert sich auf Abläufe, Performance und Präsentation, weniger auf Ergebnisse, den Grad des Erreichens konkreter Ziele, Rendite.
In der alltäglichen, praktischen Arbeitswelt werden solche Hochstapeleien schnell entlarvt. Wenn das gebaute Haus einstürzt, der Patient verstirbt, die eingekaufte Ware sich als Ladenhüter entpuppt, ist Rechenschaft abzulegen.
Das aber verhält sich in der Politik eben anders, besonders wenn die Ziele unkonkret sind, also kaum einem Controlling unterliegen oder ein Erreichen in ferner Zukunft prophezeit werden kann. Dass auch in der Politik dennoch der Schwindel auffliegen kann, erleben wir ja fast täglich, an konkreten Groß-Bauprojekten (Stuttgart 21, BER etc.) Endzeit-Prognosen die für zu kurze Zeiträume abgegeben werden (Corona, Meeresspiegel, Klima-Erwärmung etc.) oder die sog. „Energiewende“, die sich in eine Energieverknappung wandelt.
Mit der sprachlichen Umdeutung des Begriffes „Autorität“, wurde seinerzeit also ein Dominoeffekt ausgelöst.
Sprache und Denken (Handeln) sind untrennbar miteinander verknüpft.
Wir erleben dieser Tage erneut politisch/weltanschauliche Angriffe auf dieses menschliche Kulturgut, welches aus der Tiefe unserer Spezies erwächst und unsere Gesellschaft bedingt, verbindet.
Wie einst zu Babel, wo sich Menschen angemaßt hatten, ihre Kompetenzen, ihre Autorität übersteigen zu wollen, wird dieser Versuch im Auseinanderdriften der Verständigung und des Miteinander enden.
Es scheint eine schier unüberwindbare Übermacht an Nutznießern und Duldern zu geben, denen aus vielerlei Gründen dieses momentane, soziale Sodom zu Pass kommt.
Widerstand erscheint sinnlos, Hoffnung auf den Wandel aussichtslos.
Und doch ist die Situation einfacher zu lösen als der berüchtigte gordische Knoten, ohne ihn dabei mit Gewalt zerschlagen zu müssen. Wie im Text herausgearbeitet ist das Willkommen heißen von Unwissenheit der Saft der Verführung.
Finden wir Wege zur Information und Weiterbildung, schaffen wir Wahrheit durch Kunst und stellen wir so vielen Menschen wie möglich Führung durch Wahrhaftigkeit als ein Lebensprinzip vor, werden wir nicht gegen einen scheinbar monolithischen Block anrennen müssen, sondern wir werden mit Geduld das von den Oberen der Ökonomie einer verständigen Sub-Elite antrainierte basale logische Denken als Humus nutzen können und müssen, bevor Wahrhaftigkeit und Achtsamkeit zum Allgemeingut in einer glücklichen und friedvollen Gesellschaft werden.
Wir können es ändern und müssen dabei nicht das die Ressourcen und Menschen dieser Welt schindende System bedienen, darin etwa erst aufsteigen und uns von eben diesem korrumpieren lassen.
Wir informieren und zeigen auf, wir schreiben, diskutieren, gewinnen Herzen und Köpfe, üben und entwickeln uns.
Ihr Wirken, lieber Milosz, und das der vielen mit Ihnen ist dabei ein wertvolles Instrument und immer ein Kompass.