Sie sehen hier die Dokumentation “Endgame” von 2007 die sich u.a. mit den Treffen der Bilderberger auseinandersetzt. Die Dokumentation eignet sich auch gut als Überblick oder Einstieg in die Thematik der Bevölkerungsreduktion, über die ich vor kurzem eine Serie begonnen habe. Was wir heute über die Bilderberger wissen, wissen wir nicht dank der Medien sondern trotz der Medien. Anders als “normale Medien” interessieren sich Bürgerjournalisten seit jeher für diese informelle Ebene der Macht. Viele Themen, die der Film schon vor 15 Jahren behandelt, werden gerade virulent und höchst aktuell.
Am vergangenen Wochenende fand in Lissabon die Bilderberg-Konferenz 2023 statt. Wie immer gab es so gut wie keine Berichterstattung über dieses illustre Event in den Medien, bei dem sich seit Jahrzehnten Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Medien, Politik und ThinkTanks zum geheimen Gedankenaustausch treffen. Dass über Bilderberg etwas bekannt ist, ist vor allem freien Rechercheuren zu verdanken, wie sie im obigen Film „Endgame“ vorkommen. Scheinbar unterliegt es einem medialen Sprechtabu, wenn die Chefs von z.B. Springer, Palantir, BASF, Merck oder Pfizer auf Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt, Norbert Röttgen oder – man glaubt es kaum – Anton Hofreiter von den Grünen treffen, um zum Beispiel über Künstliche Intelligenz zu diskutieren. Und mittendrin, natürlich seit Jahrzehnten: Henry Kissinger.
Bilderberg ist inzwischen zu einem Symbol für Elitenkungelei und Geheimniskrämerei geworden, selbst verschuldet durch mangelnde Transparenz. Nach außen soll Bilderberg wirken wie ein informeller Gedankenaustausch von Entscheidungsträgern zu aktuellen Fragen der Zeit. Große Anziehungskraft übt das Event jedoch vor allem auf Politiker aus, die etwas werden wollen. Fakt ist: Karriereschädigend war eine Teilnahme beim Bilderberg-Treffen bisher für Politiker eher nicht. Jens Spahn wurde nach seinem letzten Bilderberg-Besuch Gesundheitsminister. Ursula von der Leyen nahm von 2017 bis 2019 an den Treffen teil, sie wurde 2019 höchst überraschend EU-Kommissionspräsidentin. Man könnte viele solcher Beispiele nennen. Soviel ist klar: Als Zeitverschwendung gilt das Bilderberg-Treffen für die illustren und oft vielbeschäftigten Teilnehmer offenbar nicht. Der Bevölkerung wird währenddessen erzählt, es gehe nur um unverbindliches Palaver. Wer`s glaubt.
Doch was passiert bei diesen Treffen? Werden hier junge Politiker an die Kandarre einer Globalistenelite genommen und auf die “richtige Spur” gebracht? Weit gefehlt. Wer hier eingeladen ist, ist schon auf der “richtigen Spur”. Am ehesten ist das Bilderberg-Treffen eine Art Schaulaufen, eine informelle Krönungsmesse für Politiker, die etwas werden wollen. Wer hierher als Politiker eingeladen wird, hat irgendwie Aufmerksamkeit auf sich gezogen und zwar in der Regel durch eine thematische Nähe zur Interessenlage der Veranstalter. Bilderberg ist keine Missionierungsveranstaltung, sondern das Klassentreffen der globalistisch konvertierten Unterstützer der globalen Wirtschafts- und Sicherheitsinteressen Amerikas.
Nehmen wir das Beispiel Anton Hofreiter. Hofreiter ist seit Jahren ein Politiker ohne echte Aufgabe oder ein zugkräftiges Thema. Trotz des Wahlsiegs der Grünen blieb für ihn irgendwie kein geeigneter (Minister)Posten übrig. Dann fiel Anton Hofreiter mit der Forderung nach mehr Waffenlieferungen an die Ukraine auf. Er profilierte sich als Schatten-Aufrüster der Grünen. In den Medien mag man ihn seitdem. Lanz und Precht loben ihn in den Himmel. Bei Bilderberg hatte er nun die Chance, sich und seine Positionen bei mächtigen Entscheidungsträgern bekannt zu machen.
Was nun folgt, ist vielleicht kein Automatismus für eine steilere Politkarriere, aber wäre es wirklich verwunderlich, wenn man in Zukunft weniger von Anton Hofreiter hören würde? Wird er bald dezent aber deutlich in Springer-Medien „hofiert“? Folgen weitere illustre Einladungen an ihn von anderen informellen Eliteorganisationen? Wird er bald als Kandidat für internationale Posten gehandelt? Fakt ist: Der Politiker von heute muss nicht unbedingt dem Wähler gefallen oder seiner Partei. Wer den Stallgeruch informeller Entscheidungsträger trifft, kann es auch über diese Schiene zu etwas bringen. Und das ist demokratietheoretisch ein massives Problem. Denn dann stellt sich die Frage: Wessen Interessen vertritt dieser Politiker? Die der Elite, die sein Emporkommen fördert, oder die des Bürgers, der ihn wählt?
Interessant ist auch die erneute Teilnahme von Radoslaw Sikorski, offiziell „nur“ einfaches Mitglied des Europäischen Parlaments. Der ehemalige polnische Außen- und Verteidigungsminister sowie Ehemann der Atlantic-Journalistin Anne Applebaum (auch sie beim diesjährigen Bilderberg-Treffen mit dabei), fiel in den letzten Monaten vor allem dadurch auf, dass er sich über Twitter bei den USA für die Nordstream-Sprengung bedankte. Mehr US-Nähe in Polen als bei Sikorski und Applebaum muss man beim östlichen Nachbarn lange suchen. Da Polen und die USA durch den Russland-Ukraine-Krieg gerade näher zusammenrücken, und Polen eine strategisch immer wichtigere Rolle zuwächst, wäre ein gewisser Bedeutungsgewinn von Sikorski in den nächsten Monaten und Jahren nicht verwunderlich. Wird nicht gerade ein neuer Nato-Generalsekretär gesucht?
Man braucht auf Treffen wie dem der Bilderberger nicht nach ausdrücklichen Vereinbarungen oder gar Anordnungen zu suchen. Wer glaubt, dass dort Politiker gesagt bekommen, was sie zu tun haben, irrt. Wer bei Bilderberg auftritt, atmet bereits die gleiche Luft wie die anderen Teilnehmer. Das ist im Kern die Bedeutung des Worts „Kon-spiration“ (lateinisch für “mit-atmen”) und der Vorwurf, den man Bilderberg & Co. machen muss. In einer echten Demokratie sind derartige informelle Treffen entweder nicht-existent, gänzlich transparent oder es steht der Verdacht des Verrats gegenüber dem Bürger im Raum.
Das Gleiche gilt für die Medien. Bei Bilderberg sind auch etliche Medienvertreter zu Gast (die ganze Teilnehmerliste finden Sie hier), die gleichzeitig garantiert nichts Inhaltliches von dem Bilderberg-Treffen berichten werden. Sie sind als Steigbügelhalter und Sprachrohre eingeladen. Ihr Verdienst ist es, den Auftrag, den sie gegenüber der Öffentlichkeit haben, willentlich zu ignorieren und sich mal neben CEOs und Politprominenz wichtig zu fühlen. Oder glaubt irgendwer, ein Mathias Döpfner wird den CEO von Pfizer zu Impfnebenwirkungen zur Rede stellen, nachdem sein Verlag den Biontech-Gründern den Axel-Springer-Preis zugeschanzt hat?
Wenn es gerade etwas im Journalismus braucht, dann ist es die Untersuchung und Offenlegung aller informellen Machtzirkel, die Einfluss auf gewählte Politiker haben. Denn es ist gerade genau diese informelle Ebene, die im Geflecht internationaler Organisationen, Think Tanks und großer Unternehmen dabei ist, den größten Transfer von Macht zu organisieren, den es in der Weltgeschichte je gab: Weg von den Nationalstaaten, weg vom Bürger, und hin auf die globale Ebene ungewählter Bürokraten und Konzernlenker.
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