Dass nicht die Widerständler, sondern die Regierenden, die Häretiker sind, erinnert mich an ein schönes Wort G. K. Chestertons aus seinem Buch "Heretics" (als Insel-Taschenbuch auf Deutsch unter dem Titel "Ketzer" erschienen):
"In früheren Zeiten legte der Häretiker seinen Stolz darein, kein Häretiker zu sein. Die Königreiche dieser Welt, die Polizei und die Richter - sie waren die Häretiker. Er war orthodox. Er nahm nicht in Anspruch, sich gegen sie aufgelehnt zu haben; sie hatten sich gegen ihn empört. Die Heere, die grausam Ruhe und Ordnung aufrechterhielten, die Könige mit ihren steinernen Gesichtern, die Repräsentanten der regulären Staatsakte, der ordentlichen Rechtsverfahren - sie alle waren auf dem Irrweg, hatten sich wie Schafe verlaufen. Der Mensch war stolz darauf, rechtgläubig zu sein, war stolz darauf, im Recht zu sein. Wenn er, umringt von der heulenden Meute, als Rufer in der Wüste die Stellung hielt, war er mehr als ein blosser Mensch: Er war eine ganze Kirche. Er war der Mittelpunkt der Welt; um ihn kreisten die Gestirne. Keine Folterqualen aus den finstersten Abgründen der Hölle hätten ihn zu dem Eingeständnis bewegen können, häretisch zu sein. Ein paar moderne Phrasen aber genügen, dass er sich heute eben damit brüstet. Er sagt verlegen lachend: 'Ich hoffe, ich bin Ihnen nicht zu ketzerisch' und sieht sich beifallheischend um."
Quando invece incontrate i Punti Esclamativi, i paladini delle Grandi Certezze, i puri dalla Fede incrollabile, allora mettetevi paura perché la Fede molto spesso si trasforma in violenza.
Wenn ihr jedoch den Ausrufezeichen begegnet, den Meistern der Großen Gewissheiten, den reinen Vertretern des unerschütterlichen Glauben, dann fürchtet euch, denn der Glaube verwandelt sich sehr oft in Gewalt.
Dass nicht die Widerständler, sondern die Regierenden, die Häretiker sind, erinnert mich an ein schönes Wort G. K. Chestertons aus seinem Buch "Heretics" (als Insel-Taschenbuch auf Deutsch unter dem Titel "Ketzer" erschienen):
"In früheren Zeiten legte der Häretiker seinen Stolz darein, kein Häretiker zu sein. Die Königreiche dieser Welt, die Polizei und die Richter - sie waren die Häretiker. Er war orthodox. Er nahm nicht in Anspruch, sich gegen sie aufgelehnt zu haben; sie hatten sich gegen ihn empört. Die Heere, die grausam Ruhe und Ordnung aufrechterhielten, die Könige mit ihren steinernen Gesichtern, die Repräsentanten der regulären Staatsakte, der ordentlichen Rechtsverfahren - sie alle waren auf dem Irrweg, hatten sich wie Schafe verlaufen. Der Mensch war stolz darauf, rechtgläubig zu sein, war stolz darauf, im Recht zu sein. Wenn er, umringt von der heulenden Meute, als Rufer in der Wüste die Stellung hielt, war er mehr als ein blosser Mensch: Er war eine ganze Kirche. Er war der Mittelpunkt der Welt; um ihn kreisten die Gestirne. Keine Folterqualen aus den finstersten Abgründen der Hölle hätten ihn zu dem Eingeständnis bewegen können, häretisch zu sein. Ein paar moderne Phrasen aber genügen, dass er sich heute eben damit brüstet. Er sagt verlegen lachend: 'Ich hoffe, ich bin Ihnen nicht zu ketzerisch' und sieht sich beifallheischend um."
Großartiger Artikel!
Quando invece incontrate i Punti Esclamativi, i paladini delle Grandi Certezze, i puri dalla Fede incrollabile, allora mettetevi paura perché la Fede molto spesso si trasforma in violenza.
Wenn ihr jedoch den Ausrufezeichen begegnet, den Meistern der Großen Gewissheiten, den reinen Vertretern des unerschütterlichen Glauben, dann fürchtet euch, denn der Glaube verwandelt sich sehr oft in Gewalt.
Luciano de Crescenzo "Il Dubbio" (1992)
Das Einzehntelgesetz
Schon Moses hatte ein Problem,
als er zog auf die Wanderschaft.
Für neun von zehn war es bequem,
auszuharren in der Knechtschaft.
Schlägt man den Bogen der Legenden
bis hinein in unsre Zeit,
den Staat der Linken zu beenden,
war nur ein kleiner Teil bereit.
So ist die Masse unentschlossen,
zum Hammerdasein nicht geprägt,
sie liegt dann auf den Ambossen,
als weiches Teil, auf das man schlägt.
Denn es scheint ein Gesetz zu geben,
Revoluzzer sind es immer wenig,
nur wenige nach Freiheit streben,
die Masse ist stets untertänig.
Das Gesetz hat noch 'ne andre Seite,
wenn wenige der Macht nicht weichen,
sich mutig aufstellen zum Streite,
sind's die, die oftmals viel erreichen.
Den Mächtigen im deutschen Land
und denen, die der Macht anhängen,
ist das Gesetz sehr wohl bekannt,
der Grund, weshalb sie Mut bedrängen.
Bedrängen die, die sich nicht bücken
unter rotgrünes Machtgejohle,
sind die, die man nicht kann beglücken
mit Klima, Gender, weg mit der Kohle.
Dass ihnen sitzt die Angst im Nacken
erkennt man, wie sie reagieren,
verständlich ihre Hetzattacken
auf die paar, die die Macht quittieren.
Hat man das Gesetz erkannt,
kann man das Votum nicht vertreiben,
ist man bei denen mit Verstand,
oder will Bücker bleiben.