Auf der Suche nach dem Recht, in Ruhe gelassen zu werden
Gegen Totalitarismus jeder Form hilft nur der Aufbau von parallelen Strukturen oder die Möglichkeit einer Insel. Sind Freie Privatstädte eine Alternative?
Dies ist Teil 5 und Abschluss der Serie “Morgenröte der Freiheit”. Lesen Sie hier auch Teil 1, Teil 2, Teil 3 und Teil 4.
Hand aufs Herz: Wenn der totalitäre Wind, der spätestens mit den massiven Corona-Maßnahmen für jeden spürbar geworden ist, bleibt und wieder stärker wird: Was werden Sie dann tun?
Denken wir mal kurz voraus: Ihr CO2-Konto ist im Minus, der Impfstatus zeigt immer noch viermal umgeimpft an, auf Social Media sind Sie längst gelöscht und Ihre Nachbarn, Freunde und Kollegen glauben immer noch daran, in der besten aller Welten zu leben, auch wenn sich alle nur 15 Minuten von ihrem zur „Smart-City“ umgebauten Wohngefängnis wegbewegen können und Insekten essen müssen. Wenn alle Veränderung im Hier und Jetzt gescheitert ist, bleibt vielleicht nur noch die Möglichkeit des Neuanfangs, dort wo das noch möglich ist. Sofern man noch wegkommt.
Republikflucht 2.0
Es gibt viele Möglichkeiten des Widerstands gegen totalitäre Systeme. Die erfolgreichste war der Aufbau von parallelen Strukturen in Zeiten des Sowjetkommunismus in Ländern wie der Tschechoslowakei, Polen oder Rumänien. Wenn man das System nicht politisch bekämpfen kann und es selbst nicht auf Macht abgesehen hat, bleibt nur die Möglichkeit, sich durch parallele Märkte, Bildungsmöglichkeiten, Kultureinrichtungen eine eigene kleine Welt aufzubauen, um als Mensch nicht zugrunde zu gehen. Die zarten Pflänzchen der parallelen Strukturen waren am Ende das Netz des Widerstands, der den Sowjetkommunismus von Innen heraus erst unterwanderte und dann zerstörte. Wer parallele Strukturen errichtet, geht in den Wettbewerb um das beste freie Leben über. Und leuchtet noch dazu durch eigenes Beispiel den Weg in die Zukunft hinein.
Um diese Beispiele kennenzulernen, bin ich im Herbst letzten Jahres nach Prag gereist. Dort fand eine Konferenz namens „Liberty in our Lifetime“ statt, organisiert von der Free Cities Foundation, die der Unternehmer Titus Gebel leitet. Während in der Tschechoslowakei der 70er Jahre Mitglieder einer Punkband die Idee von Freiheitsinseln in einem Meer von Unterdrückung vorzuleben begannen und stark machten, sind es heute libertär-konservative Kräfte, welche diese weiterentwickeln.
Auch sie wollen nicht mit dem Staat um Macht konkurrieren, sondern ihre eigene Freiheit leben. Nur eben nicht auf Freiheitsinseln im System sondern außerhalb. Sie suchen die Kooperation mit Staaten, um für sich Autonomie auf einem Gebiet auszuhandeln, vertraglich zu regeln – und dann das erste Menschenrecht überhaupt wahrzunehmen, nämlich das „Recht in Ruhe gelassen zu werden“, wie es Roland Baader einmal ausdrückte. Inzwischen sind mehrere dieser Projekte aktiv, neue sind im Aufbau. So wurde zum Beispiel mit Honduras die Errichtung einer Sonderwirtschaftszone ausgehandelt, die weitgehend autonom verwaltet wird. Hier werden Staatsaufgaben wie die Basisversorgung mit Strom und Wasser von privater Hand bereit gestellt, im Start-up Sprech könnte man von „Governance as a service“ sprechen. Wenn staatliche Strukturen irgendwann dazu übergehen, ihre eigene Selbsterhaltung mehr zu lieben als den Dienst am Bürger, enden falsche Anreizstrukturen oft in Unterdrückung, Umverteilung und Korruption. Eine der letzten Möglichkeit für den freiheitsliebenden Bürger ist dann die Republikflucht 2.0.
Gänzlich reibungslos verläuft dieser Prozess der privaten Autonomiebestrebung auch hier nicht. Ein Vertrag mit einem fremden Staat ist eben – wie sonst auch – nur so gut, wie der Vertragspartner vertrauenswürdig ist. Wenn die Regierung wechselt, kann sich die (politische) Geschäftsgrundlage ändern und damit die vertraglich ausgehandelte Autonomie in Gefahr geraten. Es gibt auch in diesem Bereich wohl keine andere Möglichkeit zu lernen, als durch Versuch und Irrtum. Die Anziehungskraft kommt aus der Idee, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und mit gutem Beispiel voranzugehen. Nur in einem offenen Ideenraum kann Kreativität entstehen und eine Antwort auf die Frage gefunden werden: Welches andere Leben ist möglich?
Ein Hauch von Zukunft
Auf der Prager Konferenz kann man einen Hauch Zukunft spüren, eben weil hier Menschen versammelt sind, die außerhalb gängiger Denkschubladen aktiv sind. Warum nicht Ponton-Städte auf dem offenen Meer? Oder Bürgergenossenschaften, die vereinsamte Dörfer zu neuem Leben erwecken? Oder gleich quasi staatenlos als permanenter Weltenbummler um die Welt segeln und die ganze Welt als “Wohnsitz” haben? Wem die bisherigen Angebote zu geschäftsorientiert, kulturell kahl oder künstlich vorkommen, der hat hier immerhin die Möglichkeit, etwas eigenes Neues ins Leben zu rufen und es besser zu machen. Die Modelle sind ja bereits da, dank der neuen Siedler von Libertopia.
Es gibt nichts Stärkeres als eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Gegen eine solche kann auch die beste Armee der Welt nichts ausrichten, wusste schon Victor Hugo. Wir leben in Zeiten einer seltsamen Asynchronizität. Während alle Möglichkeiten des Aufbaus paralleler Strukturen bereits da sind, fehlt es aktuell vor allem am Bewusstsein, dass man diese überhaupt braucht. Der Mensch hat also die Werkzeuge der Freiheit bereits vor sich liegen, weiß aber nicht, wie er diese nutzen soll und ist auch nur mäßig motiviert, solange die Ruhigstellung durch mediale Narkotika noch funktioniert.
Die Macht der Gabelung
Die Herausforderung heute sind nicht offen repressive Strukturen sondern verdeckt manipulative Strukturen. Erstere schlugen Freiheitsideen brutal nieder und beförderten dadurch noch das Aufbegehren, letztere versuchen sie schon im Keim zu ersticken. Dies gelingt leider noch zu gut durch alle möglichen Formen der Indoktrination, Sedierung oder Apathieverbreitung. Zur Selbstermächtigung kann es schon denklogisch keine Aufforderung von Aussen geben. Wer lebt um zu gehorchen, findet immer einen Grund dafür und sei es den Komfort des status quo.
Große Ideen sind nie komfortabel. Weder für diejenigen, die sich durch sie provoziert fühlen, noch für diejenigen, die sie ausführen. Dieses Wissen eint Ketzer, Dissidenten, Wissenschaftler, Künstler und Erfinder gleichermaßen. All diese Pioniere eint jedoch auch das Wissen, dass der größte Feind des Bestehenden die Alternative des Besseren ist. Große Entwicklungen gingen oft aus der Gabelung des Bestehenden hervor. Eine Paradedisziplin der Gabelung ist die Blockchain-Technologie, wo die Gabelung oder der „Fork“ zum Programm gehört. Nicht nur „forkt“ diese Technologie Bestehendes, egal, ob das Geldsystem durch Bitcoin und Co., bestehende Geschäftszweige mit Gatekeeper, die Logistikbranche oder die Notariate als Monopole der Beglaubigung, sie ist zudem per Design “gabelbar”. Anstatt das Bestehende mit Händen und Füßen zu verteidigen, umarmt man ganz meritokratisch die beste Alternative. So wie der Buchdruck das Monopol des Wissens der Kirche einst untergrub, können neue Gemeinschaftsideen das Monopol der Macht des Staates brechen. Technologie und Dezentralität sind ein Machtzerzeilunginstrument par excellence. Dagegen ist die Guillotine aus der französischen Revolution ein stumpfes Taschenmesser.
Die große Herausforderung mit der wir in unserem Leben konfrontiert sind, ist es, den Freiheitsgedanken mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln in die Zukunft zu retten, auf welcher Rettungsinsel auch immer. Im Kern wollen alle totalitären Systeme immer das Gleiche: Die Vorstellung über Alternativen zerstören. Wenn wir den Weg neuer Alternativen beschreiten, gehen wir den Weg des größtmöglichen und effektivsten Widerstands.
Zur weiteren Lektüre: Titus Gebel, Freie Privatstädte. Mehr Wettbewerb im wichtigsten Markt der Welt, Aquila Urbis Verlag 2018.
Vielen Dank, wenn Sie mich bereits mit einem Abonnement oder mit Spenden unterstützen!
Meine Arbeit ist nur durch Ihre Unterstützung möglich, auch wenn ich derzeit die meisten Artikel frei zur Verfügung stelle. Ich kann Ihnen auch manuell ein Abonnement einrichten. Auch Teilabos oder ermäßigte Abos sind möglich, sprechen Sie mich gerne darauf an.
Der Preis für ein Abonnement beträgt 77 Euro pro Jahr oder 7 Euro pro Monat.
Paypal (Senden drücken), bitte Mailadresse nicht vergessen!
Weitere Möglichkeiten auf Nachfrage (Überweisung, Krypto)
Abo (auf “Subscribe now” klicken)
Oder wollen Sie ein Abo verschenken?
Wenn das, was uns die letzten Jahre angetan wurde, ein “irrer Dikator” wie Kim Jong in Nordkorea seinen Bürgern angetan hätte (Einsperren, Schikanieren, Verhetzen und zu einer experimentellen Impfung zwingen, von der die Zulassungsbehörden schon im Vorfeld wussten, dass sie nicht nur nutzlos, sondern obendrein schädlich bis tödlich ist und diese dann auch eine Übersterblichkeit im zweistelligen Prozentbereich produziert – wegen eines Virus, dessen Gefährlichkeit unter derjenigen der Grippe liegt bei gleichzeitigem angeblichen “Verschwinden” der Grippe) … – ich bin mir sicher, dass in den USA und alle anderen “zivilisierten “ Ländern umgehend wieder der Ruf nach Bombardierung und Stürzung eines solchen Regimes laut geworden wäre.
Es ist erstaunlich, dass man einen solch beispiellosen Skandal durchtragen kann, wenn man ihn nur großskalig genug ansetzt und über die Medienmeute verfügt.Und dank dieser Hundsmedien stehen die Verantwortlichen tatsächlich noch immer wie unbezwingbar da. Universitäten, Intellektuelle und Künstler tolerieren das Ganze und zucken mit den Schultern, während man sich– wie im jüngsten Project Veritas Video zu sehen – in den stragischen Abteilungen der Pharmariesen bereits Gedanken über einen Neuaufguss dieses gigantischen Geschäftsmodells macht.
Ich habe durchaus Verständnis für diejenigen Menschen, die heute die Augen verschließen und einfach Urlaub machen oder abfeiern wollen. Wir leben in einer Art Todesmaschine, die aus dem Verblödungs- in den Selbstzerstörungsmodus übergegangen ist. Unsere einzige Hoffnung ist, dass der unmittelbar bevorstehende Zusammenbruch auf eine Weise vonstatten geht, so dass eine Weiterexistenz unserer Spezies möglich ist. Dazu braucht es zumindest kleine Zellen, in denen Keime für eine menschenwürdige Zukunft vorbereitet werden.
Sich über die Rettung des zutiefst kranken und fiebernden Systems Gedanken zu machen, lohnt wohl nicht mehr. In die Kultivierung neuer Pflänzchen zu investieren, umso mehr.
Das mit den parallelen Strukturen ist schon korrekt, aber allzuviel Pessimismus ist doch eher ungesund und euro- , bzw. westweltzentrisch. Natürlich gibt es Szenarien in denen die Spezies "Mensch" in existenzieller Gefahr ist, aber meistens geht es in unseren apokalyptischen Szenarien um ein Ende unserer aktuellen /westlichen) Welt. Das nun wirklich nicht Jeder bedauern würde.
Andere Kulturen haben einen ähnlichen Kulturschock längst erlebt und sehr intakt überlebt.
Denken wir nur an die indigenen Kulturen Amerikas. - Meistens gehen wir davon aus, dass diese Kulturen assimiliert, oder "ausgelöscht" sind. Aber diese praktische Sichtweise der Unterdrücker ist absolut falsch. Wenn wir sie annähmen, würden wir uns zu Mittätern der Kolonialisten und Staaten machen.
In Lateinamerika leben noch viele diese Gemeinschaften parallel zur westlichen Kultur und bewahren ihre eigene uralte Identität.
Ihre Lebensalternative als weitestgehende Selbstversorger ( Bauern, Handwerk, Medizin und Schulen) provoziert die übergeordneten Staaten, sowie die Großgrundbesitzer, oder auch den Mainstream oft zu schlimmen Schikanen dieser Gemeinschaften, die auch bis zur Ermordung, oder Folter führen können.
Aber diese Gemeinschaften (nicht nur die Amazonas-Indianer) haben mittlerweile eine so lange gelebte Tradition der Parallel-Existenz, dass sie unseren "Weltuntergang" durchaus überleben können.
Meine Buchempfehlung zum Einstieg in dieses Thema:
https://www.amazon.de/Die-Indianer-Amerikas-Unterdr%C3%BCckung-Taschenb%C3%BCcher/dp/3889776353/ref=sr_1_2?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=IDOD5T5BODZ0&keywords=Phillip+Wearne%2C+%22Die+Indianer+Amerikas%22&qid=1676552474&returnFromLogin=1&s=books&sprefix=phillip+wearne+%22die+indianer+amerikas%22%2Cstripbooks%2C86&sr=1-2