Diskussion über diese Post

Avatar von User
Avatar von Ralf Westphal

Ich teile diese Zerrissenheit. Ich übe mich deshalb in Ambiguitätstoleranz: den Zwischenzustand aushalten und sensibel dafür bleiben, wo sich positive Entwicklungsschlumpflöcher auftun. Wie Wasser dorthin fließen, wo und wie es besser sein könnte.

Was wird die Zukunft bringen? Vielleicht hilft ein Blick zurück. Was ich dort sehe ist, das Umstürze und Zusammenbrüche nie das wirklich Bessere hervorgebracht haben. Jedenfalls nicht dort, wo um- oder zusammengestürzt wurde.

Das Bessere oder neutraler: das Neue, Zukünftige ist vielmehr immer schon da. Es entsteht nicht endlich plötzlich. Es ist schon da am Rand und im Dazwischen. Es ist auch nicht das, was umstürzt. Vielmehr ist es das, was überlebt. Weil es jetzt noch klein und flexibel ist.

Das Zukünftige ist das Gegenwärtige, das auf den Trümmern des Zusammengestürzten gedeihen wird.

Was sind die Kennzeichen dieser schon existierenden Zukunft? Es ist klein, geradezu zierlich, und genügsam und flexibel. Vor allem flexibel und genügsam. Denn dadurch kann es dem wankenden Koloss ausweichen und die Zeit aushalten, bis er fällt.

Und es existiert versteckt, d.h. unter dem Radar. Würde es da nicht, liefe es Gefahr, einen Fausthieb des im Fallen begriffenen Riesen abzubekommen, der ja nicht kampflos untergehen will.

Ja, so stelle ich mir das vor. Es werden tausend Blumen blühen, wenn die Reiche untergegangen sind.

Expand full comment
Avatar von Hartmut Birsner

Sehr starker und ermutigender Beitrag! Und ja, wir dürfen und brauchen uns den Humor nicht nehmen lassen, - auch wenn mir bisweilen nur der Sarkasmus bleibt:

Das war eine gute Schule! Wir hatten schlechte Lehrer… und mussten selber denken!

Das war ein guter Staat! Wir hatten schlechte Politiker… und mussten selber handeln!

Das war eine gute Kirche! Wir hatten schlechte Pfarrer… und mussten selber glauben!

Expand full comment
4 more comments...

Keine Posts