Die Parallelgesellschaft der gefühlten Mehrheit
Propaganda schädigt unser Denkvermögen massiv. Erkennen wir sie überhaupt noch?
„Was ist Wasser?“ fragte ein Fisch den anderen. Doch der verstand die Frage nicht.
An dieses Bild denke ich bei dem Thema Propaganda. Ach ja, natürlich, denken dann viele. Das ist das, was Diktatoren, wie Putin & Co. immer in ihre Zeitungen schreiben. In Demokratien, oder noch besser: in „unserer Demokratie“ nennen wir das Information. Umgibt uns Propaganda inzwischen so selbstverständlich und allgegenwärtig, dass wir sie nicht mehr wahrnehmen, wie das Wasser den Fisch?
Auch ich habe Ihnen nämlich gerade ein Körnchen Propaganda untergejubelt. Demokratie ist ein Konzept aus Verfassung und Lehrbüchern. „Unsere Demokratie“ ist Propagandasprech und bedeutet: „Bewahrung der gegenwärtigen Machtverhältnisse inklusive der kulturellen Hegemonie sowie die Ausdeutung aller Lebensbereiche durch die Linse derjenigen, die ihre Interessen und Pfründe verteidigen und über die medialen Machtmittel verfügen, es zu tun.“
Sicherung der Machtverhältnisse
Das Wort Propaganda (wörtlich: das zu Verbreitende) hat etwas Altertümliches. Und in dieser Funktion ist es selbst propagandistisch, da es als Altbackenes leichter übersehen wird. Es ist ein Begriff mit Patina, der nach weit weg klingt, aber nicht nach hier und heute. „Public Relations“, der von Edward Bernays verwendete Begriff hingegen, klang ebenfalls schon damals zu sehr nach Werbungsschönsprech. Wir bräuchten längst neue Begriffe, um die gegenwärtige Beeinflussungssituation angemessen zu beschreiben.
Worüber es kaum Zweifel geben dürfte ist folgende Tatsache: Propaganda wurde in den 20er und 30er Jahre als Thema groß gekocht, vielleicht bis zum Überlaufen. Die Mittel waren damals im Vergleich zu heute bescheiden. Kampagnen in Zeitungen, bezahlte prominente Heulbojen und Claqueure, Riesenplakate und Volksempfänger. Heute ist das Thema in der medialen Wahrnehmung und auch was die Medienkompetenz (was hier nichts weiter bedeutet als „Erkennungskompetenz“) angeht, maximal eingedampft. Propaganda ist so allgegenwärtig, ausgefeilt und erwartbar, dass man sie gerne auch dort übersieht, wo man sie am wenigsten vermutet: im Sportteil der Zeitung oder im Feuilleton.
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Der Philosoph John Dewey sprach vor fast Hundert Jahren davon, dass wir in der größten Flut von Massensuggestion leben, welche die Menschheit je gesehen hat. Doch in 100 Jahren ist der Superlativ nur noch größer angeschwollen, allerdings ohne dass dies heute noch an die große Glocke gehängt wird. Edward Bernays nannte Propaganda den „exekutiven Arm der unsichtbaren Regierung“. Und er erkannte, dass Propaganda für Demokratien das ist, was Gewalt für Diktatoren ist. Vielleicht wäre das eine zeitgemäße Definition der Propaganda: Sie ist eine Permanente toxische Bewusstseinsvergewaltigung, kurz: PTBV. Sie ist ist ein permanenter Mindfuck durch Regierungen und Corporate Business, vermittelt über Medien, ausgeführt durch gekaufte Comedians à la Böhmermann, Pseudo-Journalisten à la Lanz, Pseudo-Intellektuelle à la Precht, Pseudo-Gesundheitspolitiker, wie den Pharma- und Drogenminister Lauterbach, Pseudo-Verteidigungspolitiker wie Strack-Rheinmetall-Zimmermann, und sonstige Parvenüs wie Mai Thi Nguyen-Kim, Eckart von Hirschhausen, Sarah Bosetti und sonstige Steigbügelhalter in Redaktionen, Theatern oder Stiftungen.
„Gruß geht raus!“
Die Sendung Lanz & Precht ist vielleicht das beste Beispiel dafür wie Tiefenindoktrination heute funktioniert: durch Debattensimulation. Man gibt sich nachdenklich und vielseitig, vermeintlich großzügig im Denken und dann im gleichen Satz wieder eindimensional, gerne droppt man die neuen Lieblinge durch die Hintertür. Lauterbach sei ja so klug (und “unbestechlich”), Toni Hofreiter (Lanz: „Gruss geht raus!“) macht bella figura mit Hochrüstungsphantasien, gewinnt also an Profil, eine Strack-Zimmermann darf ohnehin ständig reden. Einen Nawalny lässt man geeint hochleben, Tucker Carlson gemeinsam untergehen, zu Assange veranstaltet man eine Pseudodebatte.
In keiner dieser Sendungen geht es um irgendeine Form von Information, Aufklärung oder Erbauung des Zuschauers. Ziel muss nur sein, dass jeder weiß, wohin der Hase gerade läuft und wen die zwei Chef-Schwafler aus der Boomer-Ecke gerade „sensationell“ finden, mögen oder anderweitig hochleben lassen, denn man kennt sich ja oft persönlich (“Gruß geht raus”) und das reicht dann offenbar schon, um den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in die Tonne zu treten: Einseitigkeit zu Lasten der Zuschauer, die diese Form von Propaganda-Infotainment aus Prechts Kemenate und Lanz`Studio nicht als die Sicht- und Hör-Agitation erkennen, die es darstellt. Die DDR 2.0 lässt grüßen. Einfach immer wieder an Reinhard Mey denken: Seid wachsam, und merkt euch die Gesichter gut.
Wir erleben die Wiederkehr der “4 minutes men” von vor 100 Jahren. Die “4 minutes men” waren eine Freiwilligenarmee von Propagandisten, von PR-Kastenteufeln, die auf Bühnen sprangen oder spontan aus dem Publikum sprachen. Sie hielten in 18 Monaten gut 7,5 Mio Reden und erreichten dabei 300 Mio Menschen, dreimal mehr als die USA Einwohner hatte. Es ging um den Eintritt der USA in den I. Weltkrieg, die Zeichnung von Kriegsanleihen, also letztlich Finanzierung oder Unterstützung der eigenen Lebensopferung für politische Zwecke.
Heute funktioniert das mit korrupten Promis, “beispielhaften Bürgern” auf der Straße und inszenierten Mitmachkampagnen. Die Sätze gleichen sich, egal ob “Kein Bier für Ungeimpfte” bis hin zu “AFD-Wähler und sonstige Nazis werden hier nicht bedient”. Von “Wir impfen euch alle” oder “wir sind geboostert”-Chören ging es unmittelbar zum Unterhaken des “Zusammenlands”. Es ist egal, wie man die ständig neu geschmiedeten Gut-Kollektive nennt, wichtig ist, dass man ihre fabrizierte Künstlichkeit erkennt sowie ihre Funktion: Es geht darum, das Meinungsklima in eine Richtung so zu verändern, dass die Schlechtbehandlung und Diskriminierung der sogenannten Gegner keine Solidarität mehr durch die Öffentlichkeit erfährt. Propaganda ist das Gleitgel für den nächsten gewaltsamen Übergriff auf Geist und Körper des Bürgers.
Im März geht es weiter mit der Lesereise durch die Schweiz und Deutschland. Für einige Lesungen gibt es Tickets. Die Lesungen in Uster und Weimar sind bereits ausgebucht. Alles Lesungen gibt es hier, Sie können sich gerne eintragen.
Propagandisten bereiten das Terrain für die Sicherheitsorgane vor. Sie sind die Vorbereiter eines eigentlichen Putsches von oben, also der Abschaffung des Rechtsstaats durch Bekämpfung jeglicher kritischer Opposition, ob parteilich oder außerparteilich. Leute wie Faeser oder Haldenwang versuchen mit unbestimmten Gummibegriffen wie Staatswohl, Delegitimierung, Früherkennung für Desinformation, Schutz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks etc. das Bedürfnis eines Pseudoschutzes der Demokratie durch Entfesselung totalitärer Methoden zu installieren. Die “wehrhafte Demokratie” wird als Kampagnenwerkzeug für die Regierungsmehrheit eingespannt. Am Ende geht es um Machtsicherung durch Täuschung. Voran maschiert ständig die moralisch gut eingenordete, aber letztlich fabrizierte “öffentliche Meinung”.
Wie es beginnt und wie es aufhört
Propaganda ist ein deutliches Warnzeichen in einer Demokratie. Wo Propaganda aufscheint, muss ein Betrug verdeckt werden. Es geht hier nur auf den ersten Schein um Medienkompetenz. Es geht um die Gefahr, in etwas hineingezogen zu werden, was lebens- und existenzbedrohend ist. Kriege, Impfkampagnen, die neueste ideologische Verwirrung des Denkens. Propaganda blind zu konsumieren ist gleichbedeutend mit dem fahrlässigen Konsum von Drogen oder einer unfreiwilligen Hypnose. Wer mit Burgern und Pommes winken muss, dem ist nicht zu trauen. Es ist notwendig, stets vom Ende her zu denken, wie Balthasar Gracian schon vor hunderten Jahren in seiner “Kunst der Weltklugheit” schrieb:
“Das Ende bedenken. Wenn man in das Haus des Glücks durch die Pforte des Jubels eintritt, so wird man durch die des Wehklagens wieder heraustreten, und umgekehrt.”
Würden Sie Propaganda erkennen? Der größte Hemmschuh dafür ist das Gefühl, ja ohnehin medienkompetent und mit allen Wassern gewaschen zu sein. Wenn das so viele gewesen wären, wieso ließen sich drei Viertel der Menschen impfen? Wer Werbung und Warnung nicht unterscheiden kann, dem kann man in der Zukunft alles erzählen. Eine Riege von Werbern und Sozialingenieuren – nehmen wir nur den Soziologen Heinz Bude – steht bereit, um mit sozialpsychologischen Mitteln der Politik von morgen den roten Teppich auszubreiten.
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