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Nach Attentat auf Kirk: Kein "Je suis Charlie"?

Das Attentat auf Charlie Kirk markiert einen neuen Wendepunkt: Von der Cancel Culture zur Kill Culture.

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Milosz Matuschek
Sept. 20, 2025
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Menschen kann man vernichten, Ideale nicht. Wer ist heute “Charlie”?

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„Die Meinungsfreiheit ist die Matrix, die unverzichtbare Voraussetzung für fast jede andere Form der Freiheit.“

— Benjamin N. Cardozo, Richter am U.S. Supreme Court

Vor zehn Jahren fand das Attentat auf die Redakteure und Zeichner des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo statt. Alle waren Charlie.

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Jetzt ist es ein Aktivist, ein öffentlicher Debattierer, ein Influencer der republikanischen Jugend — Charlie Kirk.

Gleiche Ausgangslage: öffentliche Rede und Ausdruck. Gleiche Konsequenz: Gewalt. Unterschiedliche Reaktion: Mal gilt es als Angriff auf uns alle, mal wird verurteilt mit einem abschwächenden „aber“. Rechte gelten entweder allgemein und gleich, so das Recht der Kunst- und Meinungsfreiheit, oder sie sind ein Privileg für wenige.

Angriff auf die Wurzel der Freiheit

Cancel Culture war der digitale Galgen. Menschen wurden gebrandmarkt, Existenzen zerstört, Karrieren zerschlagen — mittels Etikettierung und Boykotten. Das kulturelle Klima ändert nun seinen Aggregatzustand: von Debatte zu Vernichtung. Das First Amendment verbietet dem Gesetzgeber, die Rede zu beschneiden; es schützt nicht vor der Hand, die abdrückt. Der Schuss auf Kirk ist deshalb nicht nur ein Verbrechen gegen eine Person, sondern ein Angriff auf das System, das freie Rede ermöglicht.

Früher traf ein Wort auf das andere und es entstand ein Spiel. Später traf das Wort nicht mehr auf das Wort, sondern auf den Menschen, um ihn aus dem Spiel zu entfernen. Inzwischen richten sich auf den, der das Wort führt, Gewehrläufe. Damit er nie wieder ins Spiel zurückkehrt.

Der Gewehrlauf auf einen, der spricht, ist ein Gewehrlauf auf alle — denn jeder ist in einer Demokratie aufgerufen, das Wort zu ergreifen. Wenn der Satz von Cardozo stimmt, dass Meinungsfreiheit die Matrix (lateinisch: Gebärmutter), also die Voraussetzung aller anderen Freiheiten ist, so ist die Verunmöglichung der Meinungsfreiheit durch Terror tatsächlich ein Terroranschlag gegen die Freiheit als solche.

Meinungsfreiheit braucht nicht nur Abwesenheit von Repression, sondern auch einen Nährboden, ein Klima der freien Entwicklung. Wenn das öffentliche Reden lebensgefährlich wird, stirbt die Freiheit nicht mehr scheibchenweise, sondern am Stück. Wie viele werden jetzt noch für ihr Recht zu reden mit dem Leben bezahlen wollen?

Cancel Culture hat Karrieren zerstört, aber die Körper am Leben gelassen. Kill Culture löscht nun beides. Das ist der ultimative „chilling effect“ (Abhalte-Effekt). Kritische Information wird zur Bückware, freie Rede zur Untergrundware. Die Freiheit verschwindet nicht, die Sehnsucht nach ihr und ihr Wert wächst sogar ins Unermessliche, doch sie wird sich tarnen müssen. Der Preis für Mut ist exorbitant gestiegen.

Das Attentat auf Charlie Kirk ist deshalb ein Wendepunkt. Bisher kannte man die Todeszone eher von YouTube: Wurde ein kritischer Kanal zu groß und bedeutend, sagen wir bei 500 000 Followern, wurde es kritisch: Demonetarisierung, Shadowbanning, Löschung. Seit dem Fall Charlie Kirk ist der öffentliche Raum die Todeszone.

Ein alter Grundsatz stirbt daher mit Charlie Kirk sprichwörtlich auf offener Bühne: Audiatur et altera pars! Möge auch die andere Seite gehört werden. Die andere Seite wird nicht nur nicht gehört, sie wird beschossen. Der Debattenraum, der bisher ein mediales Schlachtfeld war, wird zum Kriegsschauplatz.

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