30 Comments

wie so oft in den letzten zwei drei Jahren - eine gute, harte aber leider zutreffende Analyse. Mir passiert es auch öfters, dass in einer Runde eigentlich nichts tiefgründiges mehr diskutabel ist. Sobald irgend ein Stichwort zu einem der aktuell überall - in den Medien welcher Art auch immer - bekannten Reizthemen fällt ... bitte heute und hier nicht dieses Thema. Am Schluss bleiben genau die angesprochenen Garpunkte und das Wetter solange es nichts mit Klima zu tun hat. Danke Herr Matuschek

Expand full comment

Ja, das passiert uns auch mit manchen alten Freunden (nicht mit allen). Aber in der Lockdown-Zeit fanden wir neue Kreise (Ungeimpfte, die sich heimlich trafen), und wo jetzt die tiefgründigen Gespräche viel Raum haben. Der "Bildungsgrad" ist dabei sehr gemischt und nicht mehr von Bedeutung.

Expand full comment

Super Beitrag. Mir geht's genau gleich. Ich bin deshalb etwas "asozial" geworden, da mir ein gutes Buch hundert mal lieber ist als dieser unsägliche smalltalk ohne Inhalt.

Expand full comment

Wie sehr ich mich immer wieder über deine Beiträge freue. Dieser hier hat mir den Morgen versüßt. Hatte viele lustige Bilder vor meinem inneren Auge. Vielen Dank dass du es immer wieder schaffst, mit deinen Worten, die kleinen Nuancen dessen, was jeder von uns im tiefsten Inneren spürt, in Geschichten zu verwandeln❤️

Expand full comment

Eine in sehr weiten Teilen zutreffende Zustandsbeschreibung, die, wie alle anderen derartigen Beschreibungen am Ende "nur" eines von vielen Symptomen einer Entwicklung skizzieren. "Interessant" ist dabei nicht nur der Zustand als solcher, sondern die Frage, wem hier ueberhaupt noch etwas auffaellt. Der Sozialisations -, Konditionierungs - oder schlicht Gewoehnungsprozess leistet auch hier wertvolle Dienste. Dabei fallen vor allem 3 Aspekte auf, das Nicht-oder bestenfalls Viertelwissen, auessert sich sich in den ueblichen Stereotypen, mit dem Nichtinteresse korrespondierend, die bemühte Unverbindlich - oder aufgesetzte Freundlichkeit, um auf keinen Fall als sozialuntauglich negativ aufzufallen und die offenkundigen, kognitiven Probleme. Letztere aeussern sich bereits im Bemühen, sein Gehirn nicht uebermaessug anzustrengen, aber auch in der Unfähigkeit, logisch und sachlich vorzutragen. Die Sprünge und Widerspruechlichkeiten sind ebenso auffällig wie das regelmaessige Verlassen der Sachebene oder die permanenten kategorialen Verschiebungen. Das macht jedes Gespräch jenseits des Wetters, des Mobiliars, des neuen Bioladens oder der naechsten Reise mit Klimaablass sehr schwer. Nach meiner Erfahrung ist es besonders schwer bis unmoeglich, mit Angehoerigen bestimmter Alterssegmente, plus / minus 40, ins Gespräch zu kommen. Deren Interessen finden auf einer Briefmarke ausreichend Platz. Vermutlich wirken sich hier auch die "unpassende" Infantilisierung und Erzählungen ueber den Nachwuchs zusätzlich besonders störend aus.

Expand full comment

…. erschreckend,.. wie man sich selbst erkennt….

Expand full comment

Der Text, wenn auch schon rund 7 Jahre alt, hat an Aktualität nichts eingebüsst, ganz im Gegenteil. Inzwischen sind wir in einem Gesellschaftsmodell angelangt, welches die Episode «Nosedive» (2016) der Serie «Black Mirror» vorweggenommen hat; da bleiben Gespräche zwangsläufig auf Oberflächliches beschränkt. Die «bunten Vögel», welche früher eine Runde bereichert haben, werden schon längst nicht mehr eingeladen, denn die Kontaktschuld droht. Alles, nur keine Kontroverse bitte, erst recht nicht gegen den Mainstream. Schliesslich haben wir «Corona» weggeimpft, verteidigen unsere Werte gerade in der Ukraine und retten nebenbei das Klima. Fragen stören da nur. Da spricht man lieber über das Bio-Gemüse, welches gerade im Fair-Trade-Topf gekocht wurde und nun auf dem 10’000fränkigen Holztisch aus nachhaltigem Anbau serviert wird. Insofern: Seit 2020 trinke ich eine gute Flasche Wein lieber allein; mit meiner zeitlos eingerichteten Wohnung beeindrucke ich sowieso niemanden.

Expand full comment

Ich teile diese Erfahrungen, kann sie jedoch nicht so gekonnt formulieren. Zwischendurch zwinge ich mich, solche Einladungen anzunehmen, um nicht ganz zu vereinsamen, komme aber immer deprimiert nach Hause zurück.

Eine positive Erfahrung möchte ich erwähnen. Mit meiner Zugehfrau unterhalte ich mich regelmäßig und lerne viel dazu. Eine Freundschaft hat sich entwickelt. Ohne die Ereignisse der letzten Jahre hätte ich mich wohl weiterhin auf meinen Bekanntenkreis beschränkt, der vor allem aus Akademikern besteht, die zu 98% im Mainstream mitschwimmen.

Expand full comment

Erster Reflex beim Lesen ihres Textes, er ist deprimiert, schade. Zweiter Gedanke, er hat recht, genau so ist es, nur gestand ich es mir ungern ein, um Traurigkeit zu vermeiden....

Auch ich erlebe, das es kaum mehr möglich ist vertiefte Gespräche im Bekanntenkreis zu führen.

Ich beklage, das ich mit zu viele Menschen bekannt bin, an denen mir deshalb nicht mehr viel liegt. Beliebte , belanglose Themen WetterKrankheitUrlaub, "... ach, dein Sohn ist nach dem Abi in Neuseeland.." Tunlichst vermeiden, die Themen anzusprechen, die bewegen. Ich fühle mich deshalb auch oft einsam in der Gruppe, lächle freundlich und verschwinde diskret... Es wird mich irgendwo hinführen, so hoffentlich ich.

Expand full comment

"Diplom-Proletariat aus Ärzten, Juristen, Lehrern, Bankern und Ingenieuren", ist mein Lieblingssatz. Für all diese Ver-wahrlosungen im heidggerschen Wortsinn ist eine einzige Ursache tragend und verschlüsselnd zugleich. Das ist die seit 1919 die westliche Welt normativ begründende Behauptung der New York Times, Zeit & Raum seien relativ. Am Grund des Teiches lauert die Lüge und vergiftet alles geistige Trinkwasser. An diesem Punkt ist dem Bewusstsein alle Orientierung entzogen, und zwar gerade der gebildeten Schichten. Dieser Schlüssel umgedreht, würde ein Schloss öffnen zu einer neuen, bescheidenen Wissenschaft, von der wir in Hybris Lichtjahre entfernt sind. Mit freundlichen Grüßen, Markus

Expand full comment
Mar 2, 2023·edited Mar 2, 2023

Es ist in der Tat schwer, kluge Menschen zu finden, die bereit sind während eines Beisammenseins ihr Handy aus zu schalten. Wir hatten jahrelang einen Jour fixe ein Mal im Monat mit jeweils einem vorgegeben Thema, mit welchem sich die + - 14 Anwesenden dann 3 1/2 Std lang unterhielten bei gutem Essen und Wein. Das funktionierte sehr gut, war kurzweilig und lehrreich.

Expand full comment

ohh Milosz, Du hast die falschen Freunde! Komm nach England zum Abendessen, wir laden Dich ein. Kein Buergertum-Wohlstandsverdienst, es wird noch aus "zu grossen Flaschen schlechter Wein getrunken" und die Gespraeche sind laut, argumentativ, wild und wichtig.

Wir haben alle zum Thema Freundschaften viel Trauer und Wunde davongetragen... der eigentliche Grund jedoch ist die Angst, die Angst vor der Auseinandersetzung die unweigerlich kommt, sobald man jetzt etwas tiefer graebt und die Angst vor dem Anderssein.

Expand full comment
Mar 4, 2023·edited Mar 4, 2023

Hammer Beitrag Milosz!

so oft ist genau das mir passiert und ich habe mich nicht selten gefragt, ob diese ‚neue Kultur‘ oder ich das Problem sei.

Du kannst dich auch noch messerscharf und treffsicher ausdrücken (im krassen Gegensatz zu unseren legasthenischen Anführern/Politkaste).

Für mich selbst habe ich da einen Ausweg gefunden: ich mache das intelligente, unterhaltsame, tiefgründige, mein Denken herausfordernde Gespräch nicht mehr zur Bedingung (wenngleich genau das ausnahmslos die besten aller Events ausmachte).

Nun, wenn sich der Anlass durch Absenz bereichernder Gespräche auszeichnet, sind meine Bedingungen zumindest eine der folgenden:

-top sound (ich verabschiede mich dann innerlich auf meinen eigenen Musiktrip)

-top Wein (der erzählt mit grossartige Geschichten aus meinen Erinnerungen)

-bezaubernde Augen

Wenn an einem Anlass, egal welcher Art, weder ein angeregtes, halbwegs intelligentes Gespräch, noch wenigstens einer der drei obengenannten Fluchtwege auszumachen sind, bin auch ich raus.

Mit meiner Strategie hält es mich aber immerhin an mehr als der Hälfte der Happenings bis nach Mitternacht.

Noch was an Dich Milosz: das mit dem ‚Gespräch‘ hat doch auch viel damit zu tun, wer den Mut hat, damit anzufangen. Schon krass dass man von ‚Mut‘ reden muss, wenn es um so etwas einfaches wie ‚Gespräch‘ geht.

Ist aber in der heutigen angstversetzten Wokegesellschaft leider so.

Und ja, manchmal nehm ich 3 Anläufe, weil vielleicht mausert sich der Abend ja zu einem Highlight echten Austauschs und gemeinsamen Findens des ‚dritten‘ Gedankens/Idee.

Noch was zum Schluss: ist mir öfters passiert, dass die von mir ‚angemachten‘ potentiellen Gesprächspartner bei der Verabschiedung sagten, dass sie sowas so selten erleben und dass das für sie der beste Event/Begegnung seit langem gewesen sei.

Einfach ein Gespräch.

Beste Droge.

Dieser Tage durchaus nicht einfach zu vermitteln. Und auch nicht einfach zu kriegen.

Expand full comment

Danke für Ihre Analyse. Ich dachte schon, ich wäre ganz allein mit diesem Gefühl...

Gleiches und mitunter noch auf viel schlimmerem Niveau lässt sich auch am Arbeitsplatz beobachten. Kollegengespräche pendeln meist zwischen Bildniveau und pseudointellektuellem Mist hin und her. Ein Grund, weshalb ich sämtlichen Weihnachtsfeiern, Apéros etc. fern bleibe. -

Nicht aus einem Dünkel heraus, sondern weil man sich am Ende des Tages schlichtweg Fremdschämen muss.

Ich bin heilfroh in einem Bereich zu arbeiten, der mich laufend in Kontakt mit anderen Kulturen, Lebens- und ansichtsweisen bringt. Mit meinen Klienten erlebe ich oftmals das, was mir mit Freunden und Kollegen komplett verwehrt bleibt.

Expand full comment

Schreiben Sie wieder für die NZZ? Dann müsste ich ja wieder über ein Abo nachdenken!

Expand full comment

Na, die letzte Einladung muß ja furchtbar für Sie gewesen sein. So geht es mir auch immer, wenn sich Juristen treffen. Nach spätestens 3 Minuten noch uninteressanter juristischer Quatsch bis zum Erbrechen, keine vernünftige Unterhaltung möglich ( seltene Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel ).

Expand full comment